Vsetín - Wesetin

Vsetín - Wesetin

Die Stadt Vsetín, das Herz der Walachei, liegt mitten im Hostein-Wsetiner Bergland auf einer Höhe von 345 Metern. Sie erstreckt sich im Tal des Flusses Vsetínská Bečva und auf den umliegenden Hügeln und hat 28 500 Einwohner.

Die Geschichte der Stadt ist nicht sonderlich erfreulich. Die erste schriftliche Erwähnung stammt von 1308, später begann, wie auch an anderen Orten der Gegend, nach und nach die Besiedlung. Dort, wo sich heute das Schloss befindet, stand Mitte des 15. Jahrhunderts eine Festung zur Verteidigung des Handelsweges ins Waag-Tal. Unter der Herrschaft Arklebs von Víckov wurde die alte Festung Ende des 16. Jahrhunderts in ein Renaissanceschloss mit Torturm umgebaut. Nachdem er 1608 gestorben war, heiratete seine Frau Lukrezia Albrecht von Waldstein. Dieser wurde Besitzer der gesamten Herrschaft Vsetín und blieb es bis 1623. Bei den Unruhen in der Walachei Anfang des 17. Jahrhunderts spielte er eine unheilvolle Rolle. Damals brach in der gesamten Walachei ein Aufstand aus, der gleichzeitig ein Kampf für die religiöse Freiheit der Evangelischen war. Angeführt wurde er von Johann Adam von Víckov. Das Vsetíner Schloss war Zeuge der schmachvollen Niederlage der Aufständischen im Jahr 1627. Die Unruhen flammten aber immer wieder auf. 1644 wurde ein weiterer Aufstand blutig niedergeschlagen, in Vsetín wurden hunderte Rebellen hingerichtet und die Stadt wurde geplündert und niedergebrannt. Die Jesuiten sorgten für eine radikale Rekatholisierung.

In späteren Jahren wurde Vsetín von den Türken und Tataren erobert. Noch 1708 verwüsteten die Kuruzen, die Soldaten des ungarischen Grafen Rákóczi, die Stadt. Auch von Epidemien wurde Vsetín heimgesucht. Die verelendete Bevölkerung erholte sich nur langsam von all diesen Widrigkeiten. Ruhigere Zeiten brachte erst die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im darauffolgenden Jahrhundert liegen die Anfänge der industriellen Entwicklung. Es wurde eine Fabrik für Bugholzmöbel (Thonet) gegründet, es entwickelten sich die Textil-, die Glas- und die Holzindustrie. Die industrielle und kulturelle Entwicklung der Stadt setzte sich auch im 20. Jahrhundert fort. Der Zweite Weltkrieg brachte Vsetín große Verluste. In der Umgebung hielten sich Partisanen versteckt, denen die Bevölkerung half. 1944 wurde der Bürgermeister der Stadt, Josef Sousedík, von den Nazis erschossen. 2008 feierte Vsetín sein 700-jähriges Bestehen.

Historische Bauwerke findet man in Vsetín auf dem Oberen Markt (Horní náměstí). Das Renaissanceschloss, das später klassizistisch umgebaut wurde, ist heute mit seinem 55 Meter hohen Turm das Wahrzeichen der Stadt und Sitz des Museums der Walachei. Die römisch-katholische Kirche Mariä Himmelfahrt ist frühbarock, das Rathaus stammt von 1721.

Vsetín hat ein vielfältiges Kulturleben, man pflegt hier noch die walachischen Volkstraditionen. Ehrenbürger der Stadt sind Zdeněk Kašpar, Kapellmeister eines berühmten Zimbalensembles, und die bekannte Sängerin Jarmila Šuláková.

Die Geschichte der evangelischen Gemeinde in Vsetín ist eng mit der Stadtgeschichte verbunden. Noch in den Jahren 1777–1781 (nachdem ein falsches Toleranzpatent in Umlauf gebracht worden war) setzten sich in der Walachei die gewaltsam unterdrückten Aufstände fort. 1780 übergaben die evangelischen Christen aus Vsetín eine Petition für die religiöse Freiheit an Joseph II., als sich dieser in der Stadt aufhielt. Ein Jahr später wurde das Toleranzpatent erlassen.

In Vsetín gibt es zwei evangelische Gemeinden. Die untere Gemeinde war lutherisch und wurde 1782 offiziell gegründet. Die evangelischen Christen versammelten sich zunächst in einer Scheune, später in der Schule. Im Juni 1782 legte man den Grundstein für ein Bethaus, das schon ein Jahr später eingeweiht wurde. Gleichzeitig wurde auch ein Pfarrhaus errichtet, das bis 1903, als die Gemeinde ein neues Pfarrhaus im Neorenaissancestil baute, in Benutzung war. Die Gemeinde zog später nicht in Erwägung, anstelle des Bethauses eine neue Kirche zu errichten, aber
1881–1882 wurde das ursprüngliche Bethaus im neoromanischen Stil umgebaut und erhielt auch einen Turm. Im Inneren wurden Emporen eingebaut, ansonsten stammen die Inneneinrichtung und die Orgel aber aus späterer Zeit.

Die obere Gemeinde entstand 1785 aufgrund eines Beschlusses der evangelischen Christen, denen die reformierte Lehre näher lag. Zunächst nutzten die Reformierten das untere Bethaus, aber später, 1827, wurde das „obere“ Neorenaissancebethaus gebaut, das zunächst noch den Toleranzvorschriften entsprach, später aber nach Entwürfen des Architekten Dušan Jurkovič und des Vsetíner Architekten Quis umgebaut wurde. Das Bethaus erhielt ein reich verziertes Portal mit einem kleinen Türmchen. Auch der Innenraum wurde mehrmals umgestaltet. Am 6. Januar 1928 wurde es feierlich eröffnet. Das neu gebaute Gemeindehaus stammt von 1983.