Vanovice - Wanowitz

Vanovice - Wanowitz

Vanovice liegt sieben Kilometer nördlich von Boskovice, in einer Gegend, die „Malá Haná“ (Kleine Hanna) genannt wird, auf einer Höhe von 430 Metern. In östlicher Richtung erstreckt sich ein Ausläufer des Drahaner Berglandes bis in die Nähe des Ortes. Die Ortschaft, die heute über 500 Einwohner hat, wurde 1176 erstmals in einer Urkunde König Vladislavs II. erwähnt. Ein Zeuge der Vanovicer Ortsgeschichte ist die ursprünglich gotische St. Wenzelskirche aus dem 15. Jahrhundert. Sie war damals sogar befestigt. Von 1540 bis zur Schlacht am Weißen Berg gehörte sie den evangelischen Gläubigen, deren Zahl in diesem Gebiet groß war. 1622 erhielten die Katholiken das Gebäude. Ende des 17. Jahrhunderts brannte die Kirche nieder. Im Zuge späterer Umbauten erhielt sie ihre heutige Gestalt.

Das Wahrzeichen von Vanovice ist die evangelische Kirche mit ihren beiden Türmen. Nach dem Erlass des Toleranzpatents schlossen sich die evangelischen Gläubigen schon sehr bald der reformierten Konfession an – in Vanovice waren es 35 Familien. 1783 wurde offiziell eine Gemeinde gegründet und das erste Bethaus – „ärmlich, hinfällig, eilig errichtet“ – wurde im Februar 1783 eingeweiht und war schon bald zu klein. Der Bau eines neuen Bethauses wurde 1826 beantragt, mit den eigentlichen Bauarbeiten durfte man jedoch erst 1839 beginnen, weil das Verfahren von den Behörden immer wieder verschleppt wurde und mehrmals von außen interveniert werden musste. Fünf Jahre nahm dann schließlich der Bau des monumentalen Bethauses in Anspruch. Die feierliche Einweihung am 11. August 1844 war ein großer evangelischer Festtag. Das Bethaus hatte allerdings noch keinen Turm. Erst nach dem Erlass des Protestantenpatents durfte an das neoromanische Bethaus ein Portal mit zwei hohen Türmen angebaut werden. Ab 1843 (damals waren noch keine Glocken erlaubt) verwendete man in Vanovice zum Läuten eine spezielle Konstruktion: eine Anlage mit drei hufeisenförmigen Stahlstäben, die mit hölzernen Hämmern angeschlagen wurden. Das evangelische Pfarrhaus wurde gleichzeitig mit dem ursprünglichen Bethaus erbaut und renoviert.

Die Gemeinde im nahegelegenen Ort Boskovice, war trotz dessen evangelischer Tradition ab 1924 nur Filialgemeinde von Vanovice. Ihre Mitglieder gingen fleißig zum Gottesdienst in die Vanovicer Kirche und scheuten nicht die Entfernung, die sie dafür zurücklegen mussten. Dennoch wurde dank des Verständnisses von Pfarrer Kamil Nagy für den Wunsch nach dem Bau einer eigenen Kirche und dank des Mutes der Mitglieder der Boskovicer Filialgemeinde im Kriegsjahr 1940 nach dem Entwurf des Architekten Karel Fabiánek mit dem Bau einer Kirche begonnen. Diese Kirche im funktionalistischen Stil wurde am 29. Juni 1941 in Anwesenheit führender Vertreter der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) feierlich mit einem Gottesdienst eröffnet. Eine selbständige Kirchengemeinde wurde am 1. April 1952 gegründet.

Boskovice ist eine interessante Stadt mit vielen historischen Gebäuden. Auch eine Besichtigung der funktionalistischen evangelischen Kirche, die seit 1997 zu den tschechischen Kulturdenkmälern zählt, ist lohnenswert.