Ústí nad Labem - Aussig

Ústí nad Labem - Aussig

Ústí nad Labem (218 ü. NN, 100 000 Einwohner), das Verwaltungszentrum des Bezirks Ústí, liegt am Zusammenfluss von Elbe und Bílina. Das Umland der Stadt wird im Nordwesten vom Erzgebirge begrenzt. Nördlich von Ústí befindet sich eine vielbesuchte Felsenstadt, die „Tissaer Wände“. Wenn Sie mit dem Zug oder dem Auto von Lovosice nach Ústí nad Labem fahren, haben Sie die Elbe in ihrem tiefen Flusstal im Blick, das zum Böhmischen Mittelgebirge gehört. Auf einem hohen Felsen am rechten Elbufer erscheint schon bald die Burg Střekov und wenig später gelangen Sie nach Ústí und können Geschichte und Gegenwart der Bezirksstadt kennenlernen. Sie hat eine reiche und bewegte Geschichte. Bereits 1249 wurde sie als Stadt erwähnt. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten immer wieder Blütezeiten und vernichtende Kriege einander ab...

Mitte des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Entwicklung der Stadt Ústí nad Labem. Sie wurde zu einem bedeutenden Zentrum der Lebensmittelindustrie und zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Das war offenbar auch der Grund für die Bombenangriffe der Alliierten am Ende des Zweiten Weltkriegs im April 1945. Ein Fünftel der Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht. Der Turm der spätgotischen Kirche Mariä Himmelfahrt neigte sich damals um fast zwei Meter zur Seite. So hat auch die Stadt Ústí bis heute ihren „Schiefen Turm“.

Auch nach dem Krieg hatte die Stadt kein leichtes Los. Nach dem Weggang der deutschen Bevölkerung kamen neue Siedler in die Stadt. Die Nähe der großen Braunkohletagebaue, die Chemie- und Gasindustrie – das alles bedeutete viele Arbeitsplätze, aber auch negative Folgen für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung. Der November 1989 gab auch Ústí nad Labem neue Hoffnung für die Zukunft.

Nicht weit hinter der Stadt beginnt im Nordwesten das Erzgebirge, und die Sandsteinfelsen der Tissaer Wände sind ein gefragtes Ziel für Erholungssuchende und Freizeitsportler. Die weitere Umgebung ist reich an Naturschönheiten und historischen Sehenswürdigkeiten.

Mit dem Schicksal der Stadt ist auch die Geschichte der evangelischen Gemeinde eng verflochten. Ebenso wie in Teplice und Louny sind ihre Anfänge mit der reformierten Gemeinde in Krabčice verbunden. 1905 entstand im Stadtteil Krásné Březno eine Filialgemeinde, 1919 wurde sie Teil der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder Ústí nad Labem. Diese Filialgemeinde hatte allerdings nur bis zum Anfang des Krieges Bestand, und erst am 1. August 1947 wurde wieder eine Kirchengemeinde gegründet. Wie auch anderswo im nördlichen und westlichen Grenzgebiet kamen zur Kirchengemeinde in Ústí nach dem Zweiten Weltkrieg Menschen hinzu, die sich hier neu angesiedelt hatten. Die Gemeinde übernahm eine geräumige Villa in der Dvořák-Straße. Das Gotteshaus der Deutschen Evangelischen Kirche erhielt die Tschechoslowakische Hussitische Kirche, es wird aber de facto von beiden Konfessionen genutzt. Das Gebäude hat eine interessante Geschichte. Es handelt sich um eine neoromanische Backsteinkirche, die dem Apostel Paulus geweiht ist. Sie befindet sich in der heutigen Roosevelt-Straße und wurde 1904–1906 nach Plänen des Architekten J. Zeißig aus Leipzig erbaut. Das Gewölbe der Kirche soll seinerzeit das größte in Böhmen gewesen sein. Es wurden dabei erstmals vorgefertigte Teile aus Stahlbeton verwendet. Erwähnenswert ist auch die wertvolle Orgel der Firma Eule aus Bautzen. Der Gottesdienstraum ist bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten.

Zur Kirchengemeinde Ústí nad Labem gehört auch die Filialgemeinde Trmice. Die dortige Jesus-Kirche wurde 1905–1907 im neoromanisch-gotischen Stil erbaut. Eine Besonderheit ist, dass sich der Gottesdienstraum im ersten Stockwerk befindet.