Trutnov (Trautenau) - Janské Lázně (Johannisbad)

Trutnov (Trautenau) - Janské Lázně (Johannisbad)

Trutnov findet man auf der Landkarte im Riesengebirgsvorland. Durch die historische Stadt mit dem Drachen im Wappen fließt die Úpa. Diesen Namen trug einst auch die Stadt. Der Ort liegt auf einer Höhe von 404 Me-tern und hat 34 000 Einwohner. Der historische Teil der Stadt steht unter Denkmalschutz.

Ab dem 14. Jahrhundert war Trutnov eine königliche Stadt, die den böhmischen Königinnen gewidmet war. Aus Trutnov wurde vor allem Leinwand an den Königshof geliefert – solche Berühmtheit genoss die hiesige Leinenweberei schon damals. Im Jahr 1421, während der Hussitenkriege, wurde Trutnov von den Hussiten erobert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1642 von den Schweden besetzt und niedergebrannt. 1647 nahmen die Schweden Trutnov erneut ein und rissen unter anderem auch das Schloss nieder.

In der Renaissancezeit wurden am historischen Marktplatz Häuser mit Laubengängen gebaut. Es gibt dort auch Bauten aus der Zeit des Barock und des Empire. Den Marktplatz ziert der Rübezahlbrunnen. Das Rathaus, ursprünglich ein Renaissancegebäude, wurde neugotisch umgebaut. Dort, wo früher die Burg stand, befindet sich heute ein Museum im späten Empirestil.

Die St. Marienkirche, erbaut 1755–1769, ein spätgotisches Bauwerk mit klassizistischen Elementen, wurde anstelle einer Kirche aus dem 13. Jahr-hundert errichtet. Sie hat eine wertvolle Innenausstattung. Der Turm ist 63 Meter hoch. Trutnov war im 18. Jahrhundert Zeuge eines großen Bauernaufstandes. 1866 trafen hier das österreichische und das preußische Heer aufeinander. Auch von anderen Unglücken wurde die Stadt heimgesucht: 1861 wurde sie von einem Brand erfasst und 1897 gab es ein vernichtendes Hochwasser.

Trutnov war eine überwiegend deutsche Stadt. Mit einem großen Fest wurde im Jahr 1900 das (tschechische) Volkshaus eröffnet. Das 19. und das 20. Jahrhundert bescherten der Stadt einen kulturellen und industriellen Aufschwung. Sie wurde ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und ein Zentrum der Textilindustrie. Dann kam das Jahr 1938, die Nazis brannten die jüdische Synagoge nieder, das Grenzgebiet wurde besetzt und Trutnov fiel an Deutschland.

Nach der Befreiung und nachdem die Deutschen das Gebiet verlassen hatten, bekam Trutnov neue Bewohner. Nach 1948 verfielen die historischen Gebäude allmählich – man baute lieber Neubaugebiete. Erst nach 1989 zog in Trutnov wieder neues Leben ein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Tschechoslowakische Hussitische Kirche (THK) von der Deutschen Lutherischen Kirche deren neugotisches Gotteshaus aus dem Jahr 1900 mit einem achtseitigen, 43 Meter hohen Turm. Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) erhielt das Jugendstilgemeindehaus. Die neue Gemeinde der EKBB wurde am 1. August 1947 gegründet.

In der Kirche hielten beide Konfessionen Gottesdienste ab, später verfiel jedoch das Gebäude und sollte sogar abgerissen werden. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde es in einen geschmackvollen, nach Bohuslav Martinů benannten Konzertsaal umgewandelt und mit Plastiken des Bildhauers Olbram Zoubek ausgestaltet. Ab und zu finden dort Gottesdienste der evangelischen Gemeinde Trutnov statt, die ansonsten im Gemeindehaus ihren Gottesdienstraum hat.

In Janské Lázně, dem bekannten Kur- und Urlaubsort am Fuße des Schwarzenbergs im Riesengebirge, hat die Gemeinde Trutnov eine Filialgemeinde. Die dortigen Heilquellen wurden bereits im 16. Jahrhundert entdeckt. Seine größte Blüte erlebte der Ort nach dem Ersten Weltkrieg. Nach 1935 wurde dort die europaweit erste Heilanstalt für Patienten mit Kinderlähmung gegründet.

Nach 1945 übernahm die EKBB das kleine Kirchlein der deutsch-lutherischen Gemeinde, das 1879 im neugotischen Stil erbaut worden war und einen polygonalen Turm hat. 1950 erwarb die EKBB noch das ehemalige Pfarrhaus in der Nähe der Kirche, das schon bald ein beliebtes Urlaubsdomizil für evangelische Christen wurde. Es war unter dem Namen „Sola fide“ bekannt. In späteren Jahren wich das beliebte Gebäude dem Bau eines modernen Urlaubsheims. Das neue Haus „Sola fide“ wurde am 26. Mai 1991 feierlich eröffnet und gehört zu den beliebtesten Ferienheimen für die Mitglieder der EKBB und deren Gäste.