Telč - Teltsch

Telč - Teltsch

„Mährisches Venedig“, „Athen Westmährens“ und eine Reihe anderer Beinamen charakterisieren diese Stadt, deren Kern 1992 in die UNESCO-Liste des Weltkultur- und Naturerbes aufgenommen wurde. Sie liegt im Süden der Böhmisch-Mährischen Höhe, unterhalb der Iglauer Berge, auf einer Höhe von 526 Metern und hat 5657 Einwohner.

Telč wurde Mitte des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich an einer Kreuzung zweier Handelswege im Quellgebiet des Teltscher Baches, gegründet. Nach und nach wurden am gewundenen Lauf dieses Baches Teiche angelegt und es entstand eine in Mitteleuropa einmalige Verbindung von Stadt und Wasserfestung, deren Umfang und Bedeutung in der damaligen Zeit für den aufmerksamen Besucher bis heute erkennbar sind. An die älteste Stadtgeschichte erinnern ein spätromanischer Turm, die gotische St. Jakobus-kirche und die Heilig-Geist-Kirche im Stadtzentrum, die Marienkirche in der Altstadt, die teilweise erhaltene Stadtmauer mit einer romanischen Bastei und die ältesten Teile der Burg. Diese wurde später von den Herren von Neuhaus, die in Telč herrschten, in einen prachtvollen Herrschaftssitz im Stile der italienischen Renaissance umgebaut. Der Umbau wurde unter Zacharias von Neuhaus, dem bedeutendsten dieser Herrscher, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vollendet.

Der Arkadenhof und die reich ausgestalteten Innenräume sind bis heute erhalten und ziehen zahlreiche Besucher an. Ebenso wie das Schloss veränderte sich in jener Zeit auch der Marktplatz. Die Bürger ließen von italienischen Baumeistern Laubengänge bauen und verliehen dem Platz seinen unverwechselbaren Renaissancecharakter, der mit den später gestalteten Barockfassaden kombiniert ist. Die Epoche des Barock repräsentieren insbesondere die Namen-Jesu-Kirche, der Komplex des ehemaligen Jesuitenkollegs (heute ein Zentrum der Masaryk-Universität Brno) und die Mariensäule auf dem Marktplatz. Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Telč zum industriellen Mittelpunkt der Region (Textilindustrie), langfristig war die Stadt aber vor allem ein wichtiges Zentrum von Bildung und Kultur, und unter diesem Vorzeichen steht auch die heutige und zukünftige Entwicklung.

Der aufmerksame Besucher besichtigt nicht nur das Stadtzentrum einschließlich Schlosspark, sondern geht auch in die Altstadt mit ihrem ganz besonderen Kolorit und schaut vom Aussichtsturm auf dem Berg Oslednice auf die Stadt und deren Umgebung hinab. Im näheren Umkreis erblickt er die Barockkirche St. Nepomuk und in einem Waldstreifen im Nordwesten den Turm der Burg Rosenstein, die ein dankbares Ziel für Touristen ist. Nicht weit entfernt, unterhalb des Gipfels des Berges Javořice (837 m) befindet sich ein Erholungsgebiet mit den Teichen Velký und Malý Pařezitý.

In die Stadt, die viele Jahrzehnte lang durch das Jesuitenkolleg geprägt war, kamen aus Velká Lhota u Dačic, einem Zentrum der evangelischen Konfession, gleich nach dem Erlass des Toleranzpatents die ersten evangelischen Christen. Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann bereits zahlreiche evangelische Familien, die sich in den Filialgemeinden der lutherischen und der reformierten Kirche, die seit 1918 in der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) vereinigt sind, auf die Gründung einer selbständigen Gemeinde vorbereiteten. Noch bevor es nach dem Zweiten Weltkrieg so weit war, erwarben die evangelischen Christen 1922 die Heilig-Geist-Kirche, in der sich nach deren Schließung Ende des 18. Jahrhunderts ein Warenlager und danach das städtische Theater befunden hatten. Die Kirche wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalschutz in Brno einfühlsam rekonstruiert.

Die Kirchengemeinde der EKBB in Telč hat neben diesem Gebäude, in dem sich auch ein Informationszentrum des Programms „Das Erbe der Reformation“ befindet, in der Nähe, direkt am Marktplatz, noch ein Gemeindehaus, in dem die meisten regelmäßigen Gemeindeveranstaltungen stattfinden.

Telč ist aber nicht der einzige Ort, an dem diese Gemeinde aktiv ist. Sie hat außerdem Filialgemeinden in Dačice und Slavonice. Dačice, das unter anderem für seinen schönen Renaissanceturm bekannt ist, war im 16. Jahrhundert evangelisch und ein wichtiges Zentrum der Brüderunität. Slavonice, das sich direkt an der Grenze zu Österreich befindet, steht mit seinen hervorragend erhaltenen architektonischen Schätzen, vor allem aus der Zeit der Gotik und der Renaissance, unter Denkmalschutz.