Nicht ohne Grund wird Šumperk auch das „Tor zum Altvatergebirge“ genannt. Die Stadt liegt im schönen Tal des Flusses Desná, auf einer Höhe von 330 Metern und hat knapp 28 000 Einwohner. In der Umgebung Šumperks gibt es eine schöne, mannigfaltige Natur, Hügel, Flusstäler und Teiche. Das Kurbad Bludov bietet Möglichkeiten für Erholung und Rehabilitation. In Velké Losiny gibt es ein bemerkenswert gut erhaltenes Renaissanceschloss der Herren von Zerotein und eine Manufaktur für handgeschöpftes Papier. Das Schloss und die Manufaktur, die in ganz Europa einmalig ist, gehören zu den nationalen Kulturdenkmälern.
Šumperk wurde im 13. Jahrhundert gegründet und begann sich, unter anderem dank der gezielten Besiedlung des Gebiets, schon bald weiter zu entfalten. In der Umgebung wurden Edelmetalle abgebaut und es entwickelten sich die Leinenweberei und die Tuchmacherei. Šumperk war eine königliche Stadt und gehörte im 16. Jahrhundert den Herren von Zerotein, die die ursprüngliche Burg im Renaissancestil zum Stammsitz der Familie ausbauten. Später verlegten sie allerdings ihre Residenz nach Velké Losiny.
Das 17. Jahrhundert gehört zu den schwersten Zeiten der Stadtgeschichte. Weil sie den Ständeaufstand 1618 unterstützt hatte, verlor die Stadt ihr gesamtes Eigentum und die Liechtensteiner übernahmen in Šumperk und Umgebung die Herrschaft. Es begann eine kompromisslose Rekatho-lisierung, die Stadt wurde von den Schweden geplündert und 1669 durch einen Brand verwüstet. Am schlimmsten trafen Šumperk die Folgen der sogenannten Hexenprozesse in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bei den Inquisitionsprozessen wurden unschuldige Menschen bezichtigt, mit dem Teufel im Bunde zu sein, sie wurden gefoltert und getötet. Damals kamen in Šumperk 25 Menschen auf diese schreckliche Weise ums Leben. Unter den Opfern waren auch der Bürgermeister und der Šumperker Priester Lautner.
Im 19. Jahrhundert erwachte Šumperk zu neuem Leben. Damals kam es zu einem Aufschwung der Textilindustrie. Die Stoffe von hier waren im In- und Ausland gefragt. Die Fabrikbesitzer bauten sich Häuser, an deren Projektierung bedeutende Wiener Architekten beteiligt waren. In dieser Zeit begann man Šumperk auch „Klein Wien“ zu nennen. Der Stadtkern mit seinen historischen Bauten, unter denen das ehemalige Dominikanerkloster mit der frühbarocken Kirche Mariä Verkündigung zu den meistbesuchten zählt, mit dem Rathaus samt Aussichtsturm und den schönen Barock- und Empire-Häusern steht unter Denkmalschutz. Die Jugendstilkirche des hl. Evangelisten Johannes vom Anfang des 20. Jahrhunderts steht auf der Liste der Kulturdenkmäler und gehört der altkatholischen Kirche.
Šumperk war überwiegend von Deutschen bewohnt, die die Stadt nach 1945 verlassen und neuen Bewohnern weichen mussten. Der historische Teil Šumperks verfiel allmählich, mit der Ausweitung der Industrie wurden mehr und mehr Plattenbauten errichtet. Nach vielen Jahren findet die Stadt heute allmählich zu ihrer einstigen Schönheit zurück.
Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) übernahm die Kirche und das Pfarrhaus der Deutschen Evangelischen Kirche. Die Kirchengemeinde, die 1946 gegründet wurde, bildeten Aussiedler aus Polen und neue Einwohner, die in den Nachkriegsjahren nach Šumperk kamen.
Die ursprüngliche deutsche lutherische Gemeinde in Šumperk war 1899 gegründet worden. Zuvor hatte sie zur Gemeinde Olomouc-Šumperk gehört. Nach einem Entwurf Wenzel Knapeks wurde am heutigen Platz „náměstí Svobody“ eine neugotische Kirche mit einem Grundriss in Kreuzesform gebaut. Bauleiter war Josef Bayer. Die Kirche, die 1874 geweiht wurde, hatte ursprünglich keinen Turm. Dieser wurde 1908 nachträglich angebaut. Am breiteren, viereckigen Teil befindet sich eine Galerie. Das schöne, große Pfarrhaus bildet mit der Kirche eine Einheit – beide Gebäude sind durch einen Garten miteinander verbunden. Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Kirche umfassend renoviert.