Suchdol nad Odrou ist ein Städtchen, das sich im Kreis Nový Jičín, in der Nähe der Mährischen Pforte und des Naturschutzgebietes Poodří (Oderniede-rung) befindet und circa 2500 Einwohner hat. Durch den Ort fließt der Bach Kletenský potok, der in die Odra mündet. Obwohl Suchdol auf einer Höhe von 272 Metern liegt, herrscht hier ein relativ raues Klima, denn die Landschaft öffnet sich nach Norden hin. Einst führte hier, am linken Ufer der Odra, die berühmte Bernsteinstraße zwischen Donau und Weichsel entlang. Eine slawische Siedlung aus dem 13. Jahrhundert, die sich an diesem Ort befand, wurde bei einem Tatareneinfall vernichtet. Im 14. Jahrhundert kamen die ersten, überwiegend deutschen Siedler hierher. Die Herrschaft Suchdol gehörte ursprünglich den Herren von Krawarn, wechselte aber in kurzen Abständen die Besitzer. Das größte Leid erlebten die Bewohner von Suchdol und Umgebung in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Durch das Gebiet zogen das kaiserliche Heer, die Schweden und die Dänen und 1624 fiel der größte Teil der Bevölkerung einer Seuche zum Opfer. Von 1653 bis 1828 gehörte die Herrschaft Suchdol den Grafen Serényi. Die Napoleonischen Kriege brachten weiteres Unheil über die Region. Wieder zogen verschiedene Armeen durch diesen Landstrich und nach der unglückseligen Schlacht bei Austerlitz wurde von den Soldaten der Typhus eingeschleppt.
Für die Kryptoprotestanten war die Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg eine Zeit der religiösen Verfolgungen. Die Mitglieder der Brüderunität aus der Umgebung von Suchdol beschlossen, ermuntert durch Kristián David aus Ženkláva, ihre Häuser zu verlassen und nach einem besseren Ort zum Leben zu suchen. Diesen fanden sie in der Oberlausitz, auf dem Gut des Grafen Nikolaus von Zinzendorf, der ein überzeugter Lutheraner war und sich der Flüchtlinge annahm. Auf seinem Gut entstand die Stadt Herrnhut (tsch. Ochranov), in der am 13. August 1727 die Erneuerte Brüderunität gegründet wurde. Dank ihrer Missionstätigkeit wurden ihre Mitglieder schon bald in der ganzen Welt als Mährische Brüder bekannt. Nach dem Erlass des Toleranzpatents bekannten sich die Kryptoprotestanten, die in Suchdol geblieben waren, offen zu ihrem Glauben. 1782 wurde hier eine Kirchengemeinde gegründet und schon bald danach auch ein Bethaus errichtet.
In späteren Jahren beruhigte sich die Lage in der Region allmählich. Suchdol wurde eine wichtige Bahnstation und man schuf eine kommunale Selbstverwaltung. Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik gab es hier starke Bestrebungen, die auf die Unabhängigkeit des Sudetenlandes ausgerichtet waren. In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kamen Eisenbahnerfamilien und mehrere Familien aus Zelów hierher. Nach der Gründung des Protektorats Böhmen und Mähren wurde auch Suchdol Teil des Großdeutschen Reiches. Durch den Bahnhof fuhren Züge, die Häftlinge in die Konzentrationslager brachten und einige wenige kamen auch nach dem Krieg auf dem Rückweg hier vorüber. An das Leid der KZ-Häftlinge erinnert eine Gedenktafel am Bahnhof Suchdol. Nach 1945 kamen Neusiedler in das Gebiet, vor allem aus der Walachei. Die Deutschen mussten die Republik verlassen.
Die Gründung einer Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Suchdol wurde am 20. Dezember 1946 bestätigt. Ihre Anfänge waren beschwerlich. Auch die späteren Jahre, die mit der Kollektivierung der Landwirtschaft verbunden waren, brachten keine Ruhe für die Gemeindearbeit. Die evangelischen Christen aus Suchdol versammelten sich im Gemeinderaum des Pfarrhauses. Die große Kirche, die früher der deutschen lutherischen Gemeinde gehört hatte, wurde der Gemeinde nur zur Nutzung überlassen. In Suchdol gibt es zwei Kirchen: Das lutherische Gotteshaus wurde in den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts vom berühmten österreichischen Architekten Ludwig Förster im neoklassizistischen Stil erbaut. Erst vor kurzer Zeit wurde es Eigentum der Gemeinde. Die heute katholische Katharinenkirche aus dem 16. Jahrhundert war ursprünglich evangelisch. Am Gebäude befindet sich sogar eine Gedenktafel mit der Information, dass Jan Amos Comenius hier in den Jahren 1618–1621 predigte. Beide Kirchen gehören zu den Kulturdenkmälern, ebenso wie das heutige katholische Pfarrhaus von 1739, das allerdings in einem schlechten baulichen Zustand ist. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt auch das Bahnhofsgebäude. Im Ort befinden sich zwei Museen: das Museum der Gemeinde Suchdol nad Odrou und das sorgfältig geführte Museum der Mährischen Brüder, das dem Schicksal der Brüderunität und ihrer Mitglieder gewidmet ist.
2008 feierten die Evangelischen in Suchdol das 150. Jubiläum ihrer Kirche. Dank der Hilfe aus dem In- und Ausland ist diese Kirche heute ein würdiger Ort, der daran erinnert, dass die Zeit der Kirchen noch nicht vorüber ist.