Im Schluckenauer Zipfel, dem nördlichsten Teil der Tschechischen Republik, liegt an der Grenze zur Bundesrepublik Deutschland die Stadt Rumburk (387 m ü. NN, 11 000 Einwohner). Im Norden der Stadt befindet sich das Schluckenauer Hügelland, in südlicher Richtung öffnet sich der Blick auf das beeindruckende Panorama des Lausitzer Gebirges mit der Lausche (793 m) als höchster Erhebung.
Rumburk wird 1298 erstmals erwähnt. Damals war es Handelsstadt an der Salzstraße. Später entwickelte es sich zu einem bekannten Zentrum der Textilherstellung und Ende des 19. Jahrhunderts gehörte es bereits zu den wichtigsten Städten im Schuckenauer Zipfel. Das bekannteste historische Gebäude der Stadt ist die Loretokapelle vom Anfang des 18. Jahrhunderts – das nördlichste Bauwerk dieser Art in Europa.
Ein verhängnisvolles Kapitel der Stadtgeschichte war der Rumburker Aufstand im Mai 1918, als die tschechischen Soldaten der örtlichen k. u. k. österreichisch-ungarischen Besatzung ihren Befehlshabern den Gehorsam verweigerten. Der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen: Zehn junge Soldaten wurden hingerichtet und viele andere an die Front geschickt oder inhaftiert. An dieses tragische Ereignis aus dem letzten Jahr des Ersten Weltkriegs erinnert ein Denkmal im Stadtpark.
Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Rumburk wurde am 1. April 1948 gegründet. Die neuen Gemeindeglieder erhielten die ehemalige Johannes-Nepomuk-Kapelle der Deutschen Evangelischen Kirche, und die ehemalige Schule dient heute als Pfarrhaus.
Bemerkenswert ist das Schicksal der spätbarocken Kapelle: Sie stammt aus den Jahren 1775–1778, wurde aber schon bald nicht mehr als Gottesdienstraum genutzt, sondern diente als Kornspeicher und später, zusammen mit dem Anbau neben der Kapelle, sogar als Ausflugslokal. 1861 ging sie als Schenkung in den Besitz der deutschen evangelischen Gemeinde über. In dieser Zeit wurde an der Kapelle auch ein evangelischer Friedhof eingerichtet.
Am 2. August 2003 brannte die Kirche nieder. Bis heute ist ungeklärt, ob es sich um Brandstiftung oder einen Unglücksfall handelte.
Dank der selbstlosen Hilfe von vielen Seiten begann schon bald die umfassende Renovierung der Kirche und des benachbarten Gebäudes. Inzwischen sind die Arbeiten, an denen viele Hände beteiligt waren, nahezu abgeschlossen. Auch die Orgel wurde instand gesetzt und der Innenraum der Kirche wurde nach Entwürfen der Künstlerin Barbora Veselá einfühlsam gestaltet. Das renovierte Nachbargebäude wird für Gemeindeveranstaltungen genutzt.
Zur Kirchengemeinde Rumburk gehört auch die Filialgemeinde in Česká Kamenice, einem Städtchen mit interessanten historischen Gebäuden und einer touristisch attraktiven Umgebung. Versammlungsort für die Gemeinde ist das Gemeindehaus. Das Kirchengebäude, das die EKBB nach dem Krieg erhalten hatte, wird heute von der Stadt als Trauerhalle genutzt.