Prosetín ist ein kleiner Ort in der Nähe von Bystřice nad Pernštejnem. Der Berg Vrchy im Norden der Ortschaft ist 637 Meter hoch. Das Obere Svratka-Bergland öffnet sich hier in Richtung Süden bereits zum Bezirk Südmähren hin. Prosetín ist aber noch recht hoch gelegen und befindet sich auf einer Höhe von rund 561 Metern. Es hat circa 400 Einwohner. Die Landschaft rund um Prosetín ist sehr schön. Außerdem gibt es dort das einzigartige Naturdenkmal „Kocoury“ mit einer vielfältigen Kalksteinflora.
Prosetín wurde 1390 erstmals erwähnt. Damals gehörte das gesamte Gebiet den Herren von Pernstein, in deren Händen es verblieb, bis es im 16. Jahrhundert an die Herrschaft Kunstadt überging. Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in Prosetín eine Festung, die aber offenbar nicht lange Bestand hatte. Anstelle der ursprünglichen kleinen Margarethenkirche wurde im 18. Jahrhundert eine neue, größere katholische Kirche mit Pfarrhaus gebaut.
Die gesamte Region war überwiegend evangelisch. Die Gegenreformation war hier weniger bedrohlich – dafür war die Gegend zu abgelegen. Die Kryptoprotestanten feierten ihre Gottesdienste in einer Höhle am Berg Páleniny und tauschten untereinander verbotene Bücher aus. Nach dem Erlass des Toleranzpatents schlossen sich alle Einwohner Prosetíns der reformierten Konfession an. 1782 wurde eine Kirchengemeinde gegründet und im März desselben Jahres wurde auf einer Anhöhe oberhalb des Ortes, in der Nähe einer großen Eiche, mit dem Bau eines Bethauses begonnen. Bereits am 26. Oktober 1782 fand dort der erste Gottesdienst statt. Die Innengestaltung des Bethauses entspricht bis heute dem reformierten Konzept: Die Kanzel befindet sich an der Längsseite und davor steht der Altar mit einem geschnitzten Altargitter. Die Orgel befindet sich auf der massiven Orgelempore aus dem Jahr 1912. Im Laufe der Jahre waren verschiedene Umbauten nötig. Am wichtigsten war der Anbau eines Turms im Neorenaissancestil an der Stirnseite des Bethauses. Damals, es war 1897, wurde auch der Eingang zur Kirche umgebaut. Gleichzeitig mit dem Bau der Kirche legte man einen Friedhof an. Das Pfarrhaus befindet sich im Dorf. 1893 ersetzte ein neues Gebäude das ursprüngliche Pfarrhaus von 1784. Die evangelische Schule war auch in den umliegenden Dörfern bei der Gründung von Bibliotheken behilflich.
Die Prosetíner Kirchengemeinde schuf die Voraussetzungen für die Gründung von Gemeinden der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Rovečné und Olešnice. Während des Zweiten Weltkriegs hatte auch Prosetín kein leichtes Schicksal, denn viele Gemeindeglieder halfen den Partisanen. Die Fäden der Widerstandsbewegung liefen beim evangelischen Pfarrer zusammen. Der Gemeindekirchenratsvorsitzende Jaroslav Just wurde inhaftiert und mehrere Glieder der Gemeinde bezahlten ihren Mut mit dem Leben. Die große Eiche an der Kirche steht dort bis heute und ist ein stummer Zeuge der vergangenen und gegenwärtigen Ereignisse.