Proseč bei Skuteč - Prosetsch

Proseč bei Skuteč - Prosetsch

An der Grenze zwischen Eisengebirge und Zwittauer Hügelland, neun Kilometer südöstlich von Skuteč, liegt das Städtchen Proseč (523 m ü. NN) mit 2000 Einwohnern. Der Ort wurde 1349 erstmals erwähnt. Die Gegend war arm und die Herrschaft wechselte häufig den Besitzer – die Benediktiner und verschiedene Adelsfamilien, die ab dem 14. Jahrhundert auf der damals mächtigen Richenburg lebten. Die hussitische Bewegung breitete sich schnell aus, später setzte sich die Lehre der Brüderunität durch, die im nicht sehr weit entfernten Litomyšl eine große Gemeinde hatte.

Wie überall in den böhmischen Ländern, bedeutete auch hier die Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg das Ende der religiösen Freiheit und es folgte die Rekatholisierung. Rund um Proseč hielten sich aber viele Protestanten versteckt. Die Geschichte der evangelischen Gemeinde in Proseč beginnt nach dem Erlass des Toleranzpatents.

Die gotische St. Nikolauskirche stammt vom Ende des 13. Jahrhunderts, wurde aber mehrmals umgebaut. Im 18. Jahrhundert war Proseč eine Kleinstadt mit typischen kleinen Häuschen und einer kleinen Schule am Marktplatz. Ab den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts etablierte sich die Herstellung von Tabakspfeifen, für die Proseč später bekannt wurde.

1903 erwarben die Schriftstellerin Tereza Nováková und ihr Mann ein kleines Haus in Proseč. Sie mochte die Gegend und holte sich hier Inspirationen für ihre Werke (z. B. die Bücher „Jiří Šmatlán“, „Jan Jílek“, „Děti čistého živého“). Ihre Freunde besuchten sie in Proseč und auch andere Künstler und Politiker kamen gern hierher. Auch ihr Sohn Dr. Arne Novák war oft bei ihr. Tereza Nováková wohnte hier bis zu ihrem Tod.

Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts waren für Proseč eine Zeit des Fortschritts und des Aufschwungs, obwohl über Europa bereits dunkle Wolken aufzogen. In den Jahren 1935 und 1936 wurde den Schriftstellern Heinrich und Thomas Mann, die mit ihren Familien aus Hitlerdeutschland geflohen waren, in Proseč die tschechische Staatsbürgerschaft erteilt.

Der Zweite Weltkrieg war für Proseč eine sehr schwere Zeit. Es gab viele Opfer, sowohl unter den Partisanen als auch unter den Einheimischen. Auch die Zeit des kommunistischen Regimes war nicht leicht. Die Wende im Jahr 1989 begrüßten die Bewohner Prosečs und die Glieder der dortigen Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) als eine neue, vielversprechende Herausforderung.

Die reformierte Gemeinde in Proseč wurde 1783 gegründet. Die ersten Gottesdienste fanden auf einem Bauerngut statt. Es kamen immer mehr Menschen, so dass man auf dem Dachboden Dielen herausnahm, damit – ähnlich wie auf einer Empore – alle gut sehen und hören konnten. Für das Bethaus wurde ihnen auf einer erhöhten, felsigen Stelle, einem Schuttplatz, der denkbar schlechteste Ort zugewiesen. In der Nähe wurde eilig ein kleines Pfarrhaus errichtet. Bereits 1784 war auch das kleine Bethaus fertig, das den Toleranzvorschriften entsprach. Am 8. Juli 1838 wurde dann das zweite Bethaus geweiht, das im Empire-Stil erbaut worden war. Der geplante Bau eines Turms wurde nie verwirklicht.

Der Bau hat schöne Bogenfenster, durch die das Tageslicht in den Raum fällt. Solide Säulen tragen die Emporen, die mit der Orgelempore verbunden sind. Die Bänke sind mit schönen Schnitzarbeiten verziert und haben geschwungene Lehnen. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Kircheninnere umgestaltet. Die Entwürfe dafür stammten vom evangelischen Pfarrer Jiří Zejfart. Der Altar und die Kanzel sind modern. An der vorderen Wand befinden sich geschnitzte Bilder, ein Werk des Prosečer Holzschnitzers Ladislav Rejent, die den christlichen Glauben symbolisieren und neben denen Worte Jesu Christi über den Frieden zu lesen sind. Das ursprüngliche Pfarrhaus musste durch ein neues ersetzt werden, das im Laufe der Jahre mehrmals umgebaut wurde. 1986 wurde ein Anbau fertiggestellt, in dem sich nun der Gemeindesaal befindet. Der Standort des Bethauses auf der verwahrlosten, felsigen Anhöhe erwies sich letztlich als Vorteil: Das Gebäude steht auf einem Hügel und ist, obwohl es keinen Turm hat, weithin sichtbar. Über der schönen Eingangstür befinden sich die Aufschrift „Haus der Herrn“ und die Jahreszahl 1783.