Die Stadt Polička (554 m ü. NN, rund 9000 Einwohner), wird auch als Tor zum Naturschutzgebiet „Žďárské vrchy“ (Saarer Berge) bezeichnet. Polička wurde 1265 von Otakar II. Přemysl am damals bedeutenden Handelsweg Trstenicer Steig gebaut. 1305 wurde die Stadt den böhmischen Königinnen als Witwensitz gewidmet. Die St. Jakobskirche wurde Ende des 12. Jahrhunderts im frühgotischen Stil erbaut. Bei Feuersbrünsten brannte sie im Laufe der Jahrhunderte mehrmals nieder. Nach einem vernichtenden Brand im Jahr 1835 musste sie abgerissen werden. Anhand von Entwürfen des Architekten František Schmoranz wurde sie in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil wieder aufgebaut. Die Altarplastik des heiligen Jakob schuf der Bildhauer Václav Levý. Rund um die ganze Stadt ist bis heute die mittelalterliche Stadtbefestigung erhalten. Aus der Zeit der Renaissance stammen die Michaeliskirche und der Glockenturm auf dem Friedhof.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Stadt immer wieder von Kriegen und Bränden verwüstet. Im 18. Jahrhundert, der Zeit des Barock, erlebte Polička eine neue Blütezeit. Bemerkenswert ist das barocke Rathaus mit einem gotischen Turm aus dem 15. Jahrhundert. Auf dem Marktplatz steht auch eine Mariensäule aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In einer kleinen Stube im Turm der Jakobskirche wurde am 8. Dezember 1890 der berühmte Komponist Bohuslav Martinů geboren, der auf dem Friedhof in Polička begraben liegt. Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich das Vereinsleben und auch das Jahr 1989 brachte Polička neue Anstöße für seine Entwicklung. Der historische Stadtkern steht unter Denkmalschutz.
In der Umgebung Poličkas gab es viele Evangelische, die sich in der Zeit der Gegenreformation heimlich trafen. In der Stadt selbst meldete sich nach dem Erlass des Toleranzpatents nur ein einziger Protestant. Mit der zunehmenden Entfaltung der Stadt erhöhte sich aber auch die Zahl der evangelischen Christen. 1890 wurde in Polička eine Filiale der reformierten Gemeinde in Telecí gegründet. 1915 schloss sich Polička der Gemeinde in Borová an, das über die neu gebaute Eisenbahnlinie besser zu erreichen war. In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts kamen viele neue Mitglieder hinzu und das Häuschen mit dem Betsaal, das die Gemeinde 1899 erworben hatte, wurde zu klein. Die Gemeinde besaß zwar schon lange Zeit ein Baugrundstück, aber mit dem Bau einer Kirche begann sie erst 1936. Nach einem Entwurf des Prager Architekten Bohumír Kozák entstand unter der Bauleitung Josef Machs aus Polička ein großes, rein funktionalistisches Gebäude mit einem markanten Turm, auf dem sich ein Kelch befindet. Zur Eingangstür führt eine breite Treppe. Im Inneren gibt es neben dem Gottesdienstraum auch Räume für die Sitzungen des Gemeindevorstandes und für die Kinder- und Jugendarbeit. 1937 wurde die Kirche am Hus-Gedenktag, dem 6. Juli, in einem Festgottesdienst vom damaligen Synodalsenior Josef Souček der Gemeinde zur Nutzung übergeben.
Die Kriegsjahre waren für die Gemeinde in Polička eine Zeit schwerer Prüfungen. Nach dem Kriegsende kamen neue Bewohner nach Polička, darunter auch viele evangelische Christen. 1946 wurde in Polička eine eigenständige Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) gegründet. In den darauffolgenden Jahren wurde an die Kirche ein Pfarrhaus angebaut. Obwohl das spätere Regime der Kirche ablehnend gegenüberstand, blieb die Gemeinde aktiv. Das Interesse ihrer Mitglieder war nicht allein auf geistliches Wachstum ausgerichtet, sie kümmerten sich auch um die Instandhaltung ihrer Kirche. Diese ist ein Beispiel für einen Bau, der den vielfältigen Aktivitäten einer engagierten Gemeinde gerecht wird.