Pelhřimov (Pilgrams) - Strměchy (Stremiech)

Pelhřimov (Pilgrams) - Strměchy (Stremiech)

Der Abzweig nach Pelhřimov befindet sich an der Autobahn D1 auf halbem Weg zwischen Prag und Brno. In der sanften, bewaldeten Hügellandschaft, wo der Wallfahrtsort Křemešník (765 m) mit einer Kirche, einem Aussichtsturm und einer Heilquelle das Landschaftsbild beherrscht, liegt auf einer Höhe von 500 Metern der Ort Pelhřimov, eine denkmalgeschützte Stadt mit knapp 17 000 Einwohnern. Hier hat auch eine Kirchengemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) ihren Sitz.

1290 gestattete König Wenzel II., an dieser Stelle eine Stadt zu gründen. Diese entfaltete sich schon bald rund um die St. Wenzelskirche, auch unter dem Einfluss der (in gewissem Maße deutschen) Besiedlung des Gebietes. Während der hussitischen Kriege stand Pelhřimov auf der Seite der Hussiten und aus der Stadt stammt der bedeutende Denker Nikolaus von Pelgrims, der beim Konzil von Basel 1433 die hussitischen Forderungen verteidigte. In der Stadt fanden auch Landtage statt. Das 16. Jahrhundert war für Pelhřimov eine Zeit der Blüte. 1596 wurde es zur Königsstadt erhoben. Nach dem Ständeaufstand 1618 wurde Pelhřimov mit Repressionen belegt. Große Brände richteten verheerenden Schaden an. Paradoxerweise entstand dadurch aber auch Raum für die bauliche Entwicklung der Stadt: Auf dem Marktplatz sind unterschiedliche Baustile – von der Gotik über die Renaissance und den Barock bis hin zu Jugendstil, Funktionalismus und Kubismus – vertreten. Letzteren repräsentiert das Haus „Fárův dům“ des Architekten Pavel Janák von 1913/14.

In der Stadt gibt es noch viele andere historische Gebäude. Genannt sei hier das wichtigste dieser Bauwerke, die St. Veitskirche aus dem zweiten oder dritten Viertel des 13. Jahrhunderts. In der hussitischen Zeit wurden hier Gottesdienste mit Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert. Die Kirche wurde im Renaissancestil umgebaut und später barockisiert. Eine große Kostbarkeit ist der frühbarocke Altar von 1687 mit einem Altarbild des heiligen Florian. Der Altar gehört zu den beweglichen Kulturdenkmälern des Bezirks Vysočina. Vom Turm der ursprünglich gotischen St. Bartholomäuskirche hat man bei schönem Wetter einen weiten Ausblick.

Nach dem Erlass des Toleranzpatents gab es in Pelhřimov keine evangelischen Christen. Erst 1910 wurde eine Filiale der Gemeinde Strměchy gegründet. Das größte Problem für die evangelischen Christen in Pelhřimov war es, einen Gottesdienstraum zu finden. Sie unternahmen viele Versuche: im Gasthaus, in der Schule, in der ehemaligen jüdischen Synagoge... Erst 1991 schenkte ihnen die Stadt ein Haus in der Růžová-Straße. Dank des enormen Einsatzes der Gemeindeglieder und der Unterstützung durch die Stadt sowie in- und ausländische Freunde konnte das Haus komplett rekonstruiert werden. Eine große Hilfe war der Bau eines Čedok-Reisebüros im Erdgeschoss des Gebäudes. Das Gemeindehaus wurde am 30. Mai 1993 feierlich eröffnet.

Heute sind Pelhřimov und Strměchy eine Gemeinde. Das Dorf Strměchy (584 m ü. NN, 133 Einwohner) liegt sieben Kilometer östlich von Pelhřimov, im Kremeschniker Bergland. Es wurde bereits 1379 erstmals erwähnt. Die Tradition Pelhřimovs und ebenso des Ortes Strměchy ist hussitisch. Der Kryptoprotestantismus überlebte hier auch die schweren Zeiten der Gegenreformation. Mit dem Erlass des Toleranzpatents von 1781 hatte die hiesige Obrigkeit keine Eile. Vom Erlass erfuhr man in Strměchy nur zufällig von Verwandten. Die Protestanten aus dem Ort traten der reformierten Kirche bei, ihre Zahl reichte aber nach den strengen Toleranzvorschriften nicht für die Gründung einer eigenen Gemeinde aus. So schlossen sie sich der Gemeinde im weit entfernten Moraveč an. Später nahm die Zahl der Evangelischen zu und 1787 wurde in Strměchy eine Filialgemeinde gegründet, deren Mitglieder sofort den Bau eines eigenen Bethauses anvisierten. Sie kümmerten sich selbst um ein Grundstück auf einer sanften Anhöhe oberhalb des Dorfes und besorgten auch selbst das Bauholz. Im November 1788 wurde das neue Bethaus geweiht. Es war sehr schlicht, hatte einen Lehmfußboden und kleine Fenster. Später, vor allem nach der Aufhebung der Toleranzvorschriften, wurde das Bethaus dann besser ausgestattet. Ein Turm wurde allerdings nicht angebaut und so bewahrte sich das Gebäude sein schlichtes, aber eindrucksvolles Erscheinungsbild. Der Friedhof am Bethaus, auf dem sich die Grabsteine der ersten Prediger befinden, stammt ebenfalls noch aus der Anfangszeit.

1869 wurde eine eigenständige Gemeinde gegründet und in der Dorfmitte wurde ein Pfarrhaus gebaut, zu dem ein großes Grundstück gehört. Im Anbau befinden sich mehrere Dachzimmer. Die Renovierungsarbeiten Ende der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts zielten bereits auf die Nutzung des Gebäudes als Urlaubsunterkunft ab, denn der Sitz der Gemeinde befindet sich in Pelhřimov.