Pečky - Petschek

Pečky - Petschek

Die jüngste Stadt des Kreises Kolín (die Ortschaft erhielt 1925 das Stadtrecht) hat weder eine königliche noch eine adelige Vergangenheit. Sie wurde 1225 als unbedeutende Bauernsiedlung erstmals erwähnt. Wegen der günstigen Lage im fruchtbaren Nimburger Becken, in der Nähe von Poděbrady, widmeten sich die Bewohner des Ortes von jeher der Landwirtschaft. Sie bauten vor allem Getreide und Zuckerrüben an. Erst sehr viel später, Mitte des 19. Jahrhunderts, gab die Eisenbahn der Entwicklung des Ortes neuen Auftrieb, als die Strecke Prag-Kolín-Česká Třebová gebaut wurde. Von da an entwickelte sich Pečky sehr rasch. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts wurden eine neue Schule und ein Rathaus gebaut, die Verarbeitung von Zuckerrüben eingeführt und mit der Herstellung von Landmaschinen begonnen. Inzwischen hat Pečky, das auf einer Höhe von 200 Metern liegt, rund 4 300 Einwohner.

Das Jahr 1989 brachte der Stadt neue Impulse und Pečky ist heute ein schönes Städtchen, das neben neuen Bauten auch zwei interessante historische Bauwerke vorzuweisen hat – die neoromanische katholische St. Wenzelskirche von 1913 mit einer Balkendecke und einer interessanten Jungendstilausschmückung und die evangelische Jan-Hus-Kirche.

Bevor wir diesem einmaligen Bauwerk europäischen Ranges einen Besuch abstatten, muss noch etwas zur Geschichte der hiesigen Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) gesagt werden, die eng mit der Geschichte der evangelischen Gemeinde im nahegelegenen Velim verbunden ist. Bereits 1783 schlossen sich die evangelischen Christen aus Velim und Umgebung, die ihren Glauben zuvor nur im Verborgenen pflegen konnten, der reformierten Konfession an und schon 1784 gab es hier das erste Toleranzbethaus. 1854 trat eine monumentale dreischiffige Kirche im Neorenaissancestil an seine Stelle, die auch einen Turm besaß. Später wurde noch ein Gemeindehaus angebaut. Pečky wurde 1907 Filialgemeinde von Velim und auf Anregung des Velimer Pfarrers Jaroslav Řepa begann man auch in Pečky über den Bau einer Kirche nachzudenken. Die Kirche sollte nach Jan Hus benannt werden und am 16. Mai 1914 begannen die Bauarbeiten. Der kühne Plan, die Kirche 1915, zum 500. Todestag des Reformators Jan Hus fertigzustellen, wurde durch den Ersten Weltkrieg vereitelt. Dennoch fand schon am 2. Februar 1916 der erste Gottesdienst statt. Die feierliche Eröffnung der Kirche am 16. Mai 1918 war nicht nur für die Gesamtkirche, sondern auch für die breite Öffentlichkeit ein großes Ereignis. Und es gab wahrhaftig Grund zu feiern: Der Architekt Oldřich Liska und seine Mitarbeiter hatten ein Werk geschaffen, das im Bereich der Sakralarchitektur in den böhmischen Ländern und vielleicht in ganz Europa seinesgleichen sucht.

Der Komplex ist ein einzigartiges Zeugnis des frühen Kubismus. Die Kirche ist mit einem viereckigen Turm verbunden, auf dessen Spitze sich ein Kelch befindet. Ein Pfarrhaus mit Gemeinderäumen gehört ebenfalls dazu. Auch der Innenraum und der angrenzende Saal, der nach Hieronymus von Prag benannt ist, sind dem kubistischen Stil unterworfen und bis ins Detail durchdacht. Der Altar, die Bänke, die Orgel, die Bleiglasfenster und die wunderschönen Kronleuchter – alles steht im Einklang mit der Vision des Architekten und ist handwerklich perfekt ausgeführt.

Erwähnenswert ist auch das kostbare Gipsmodell der Jan-Hus-Statue von Stanislav Sucharda aus dem Jahr 1912. Die Skulptur befindet sich auf dem schön gestalteten Platz vor der Kirche.

Die evangelische Kirche in Pečky ist ein bislang wenig bekanntes architektonisches Juwel. Sie sollten ihr unbedingt einen Besuch abstatten.