Die Statutarstadt Pardubice, die Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks, liegt in der Elbniederung (221 m ü. NN) am Zusammenfluss von Elbe und Chrudimka. Die Stadt hat rund 90 000 Einwohner. Erwähnenswert ist der nahegelegene Kunetitzer Berg, eine Phonolithkuppe, mit einer bewegten Geschichte und schönen Ausblicken.
In etwa dort, wo sich heute Pardubice befindet, bestätigte Papst Bonifatius 1295 die Gründung eines Klosters der Kreuzherren mit dem roten Stern, zu dem die St. Bartholomäuskirche gehörte. 1340 befand sich die Untertanenstadt im Besitz der Herren von Pardubitz. Diesem Geschlecht entstammte auch der erste Prager Erzbischof, der Berater und Freund Karls IV., Ernst von Pardubitz. Dieser stiftete 1359 in Pardubice die Kirche Mariä Verkündigung.
Ihre größte Blüte erlebte die Stadt im 16. Jahrhundert, als Pardubice in den Besitz Wilhelms von Pernstein überging. Dieser war in jener Zeit einer der mächtigsten Adligen Böhmens. Er baute die alte Wasserburg in ein gotisches Schloss um. Er entschied auch über die bauliche Gestaltung der Stadt. 1510 ließ er für die utraquistischen Gläubigen die Kirche St. Johannes des Täufers errichten. Seine Söhne bauten das Schloss weiter aus, nun allerdings schon im Stil der Renaissance. So entstand eine architektonische Besonderheit, ein bis heute erhaltenes bauliches Zeugnis für den Übergang von der Gotik zur Renaissance. Teil der Befestigungsanlage ist der Grüne Turm von 1507. Auch der Umbau der St. Bartholomäuskirche fällt in diese Zeit. Nach einem großen Brand 1538 wurde der Marktplatz wieder neu bebaut, überwiegend mit Renaissancehäusern.
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde Pardubice Eigentum der königlichen Kammer. Damit begann der allmähliche Niedergang der Stadt. Eine Rolle spielten dabei auch die Kriege und Feuersbrünste des 17. und 18. Jahrhunderts. Erst das 19. Jahrhundert brachte der Stadt eine neue Blüte, was vor allem dem Bau der Eisenbahnlinie im Jahr 1845 zu verdanken war. Pardubice wurde ein Verkehrsknotenpunkt, es entwickelten sich die Industrie und das kulturelle Leben. 1874 fand in Pardubice das erste Pferderennen „Velká pardubická“ statt. 1911 überwand der Pardubicer Flieger Jan Kašpar erstmals mit einem Flugzeug die Strecke Pardubice – Prag.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde nach einem Entwurf von Vater und Sohn Schmoranz eine Synagoge gebaut. Das Gebäude überstand die Kriegsjahre, wurde aber Ende der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts abgerissen. Ein bemerkenswertes Bauwerk, das auch heute noch besteht, ist das Pardubicer Krematorium, das der Architekt Pavel Janák in den zwanziger Jahren im Art-Deco-Stil erbaute.
Die Kriegsjahre hatten für Pardubice und Umgebung tiefgreifende Folgen. Im Juni 1942 wurde als Rache für das Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich der Ort Ležáky niedergebrannt. Heute gehört Ležáky zu den nationalen Kulturdenkmälern. In einer Villa, dem berüchtigten „Pardubitzer Schlösschen“, wurden tschechische Patrioten gequält und hingerichtet.
Nach Jahren der Stagnation ist Pardubice heute eine dynamische Stadt, die ihrer Geschichte Respekt zollt. Der historische Stadtkern und das Schloss stehen seit 1964 unter Denkmalschutz.
Die Anfänge der evangelischen Gemeinde in Pardubice reichen bis in das letzte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zurück, als dort eine Filiale der Gemeinde in Dvakačovice gegründet wurde. Wenig später beschloss man, in Pardubice eine eigene Kirche zu bauen. Die Gemeinde erwarb ein Baugrundstück und schon bald begann man an der Ecke Sladkovského-/Hronovická-Straße mit dem Bau einer Kirche im Neorenaissancestil. Autor des Entwurfs war Matěj Blecha aus Prag. Am 29. Juni 1897 wurde die Kirche mit einem großen Fest eingeweiht. Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) wurde 1920 gegründet. Der ruhige Lauf des Gemeindelebens wurde vom Zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen. Einige Gemeindeglieder starben in Konzentrationslagern oder wurden im „Pardubitzer Schlösschen“ hingerichtet. Auch die Luftangriffe von 1944 forderten Opfer unter den Mitgliedern der Gemeinde.
In der Nachkriegszeit widmete sich die Kirchengemeinde Pardubice neben der Gemeindearbeit und den Gottesdiensten dem Kauf eines Pfarrhauses und der Instandhaltung der Kirche. Der Gottesdienstraum bietet einen erfreulichen Anblick, vor allem die hölzerne Kanzel und der Altar. 1952 erwarb die Gemeinde eine neue Orgel. Der Innenraum wurde in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts und dann noch einmal 2004 umgebaut. Im Pfarrhaus in der Sladkovského-Straße befinden sich ein schöner Gemeindesaal und eine Pfarrwohnung. In den letzten Jahren wurde der Pfarrgarten wunderschön und gleichzeitig zweckmäßig umgestaltet.