Olomouc - Olmütz

Olomouc - Olmütz

Im Süden des Bezirks, im Herzen der Region Hanna, liegt die Bezirks-hauptstadt Olomouc. Sie entstand am Zusammenfluss von Morava und Bystřice und liegt auf einer Höhe von 219 Metern. Die sechstgrößte Stadt der Tschechischen Republik hat mehr als 100 000 Einwohner. Olomouc ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und gut an das Autobahnnetz angebunden. Die Stadt ist Sitz der Erzbischöfe der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche, aber auch der Palacký-Universität, des Oldřich-Stibor-Theaters und der Mährischen Philharmonie.

Die Stadt entstand wahrscheinlich unter der Herrschaft Wenzels I. Bereits 1063 gründete Vratislav II. hier ein Bistum. Olomouc hat nach Prag den zweitältesten und umfangreichsten denkmalgeschützten Stadtkern. Mehrere Gebäude stehen auf der Liste der Kulturdenkmäler. Zu den wertvollsten zählt die romanische Přemysliden-Burg mit einem Rundturm und Resten des Palastes, eines der wichtigsten Bauwerke der romanischen Baukunst in Tschechien.

In der Nähe des Turms, im späteren Sitz des Domdekanats, wurde am 4. August 1306 Wenzel III. ermordet. Mit ihm starb die männliche Linie des Geschlechts der Přemysliden aus. Zur Burg gehört auch der Wenzelsdom, dessen Grundmauern aus dem Jahr 1109 stammen. Auch das Kloster Hradisch, die St. Mauritiuskirche mit ihrer einzigartigen Orgel und ein Ensemble von sechs Barockbrunnen zählen zu den nationalen Kulturdenkmälern. Auf dem Oberen Markt steht eine Dreifaltigkeitssäule aus dem 18. Jahrhundert, die im Jahr 2000 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurde. Vom Turm des Renaissancerathauses von 1530 hat man einen schönen Ausblick auf die Stadt und ihre Umgebung, auf den Heiligen Berg mit dem Prämonstratenserkloster und der Wallfahrtsbasilika Mariä Heimsuchung aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Auch die evangelische Kirche hat in Olomouc ihre Geschichte. Wenn diese ausgesprochen katholische Stadt einst auch die Lehren des Reformators Jan Hus ablehnte, änderte sich doch im Laufe der Zeit die Situation. In Olomouc lebten viele evangelische Christen, die mit der Lehre Martin Luthers sympathisierten. Auch Hussens Gedanken und das Erbe der Brüderunität verhallten in dieser Stadt nicht ganz ohne Echo. Weil sie sich am Ständeaufstand 1618 beteiligt hatten, wurden auch hier die Protestanten nach der Schlacht am Weißen Berg hart bestraft.

Nach dem Erlass des Toleranzpatents durch Joseph II. fanden sich in Olomouc keine evangelischen Christen. Der erste evangelische Gottesdienst, an dem auch Soldaten der Olmützer Garnison teilnahmen, fand am 20. Januar 1811 statt. Wie in den Anfängen vieler anderer Gemeinden war zunächst das größte Problem, einen Gottesdienstraum zu finden. Vorübergehend wurde den Evangelischen die Corpus-Christi-Kapelle zur Nutzung überlassen, aber nur so lange, bis sich die evangelischen Deutschen 1902 ihre eigene „Rote Kirche“ bauten. Tschechische Gottesdienste durften dort aber nicht stattfinden, und zwar wohl eher aus nationalen als aus religiösen Gründen.

Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Olomouc wurde 1906 gegründet. Sie baute sich ein Bethaus in der heutigen Husova-Straße. Das Gebäude war aber schon bald zu klein und so wurde 1913 der Architekt Otto Kuhlmann aus Charlottenburg um den Entwurf für einen Anbau gebeten. Die Vorbereitungen wurden vom Ersten Weltkrieg unterbrochen, aber am 4. Juli 1920 wurde die neue Kirche, die auch einen Turm bekam, feierlich geweiht. Der große Bau ist für die aktive Gemeinde wie geschaffen. Die beiden ursprünglichen Teile sind geschickt miteinander verbunden. Der Gottesdienstraum befindet sich im ersten Stockwerk. Er wird von großen Fenstern erhellt, erhielt neue Lampen und Sitzbänke. Die letzten baulichen Veränderungen im Inneren des Gebäudes wurden nach dem großen Hochwasser 1997 vorgenommen. Die Glocke stammt aus der „Roten Kirche“, die man nach dem Zweiten Weltkrieg ursprünglich der EKBB überlassen hatte. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts musste sie das Gebäude jedoch zugunsten der Universitätsbibliothek räumen.

In der Nähe des erzbischöflichen Palais befindet sich das Konservatorium der Evangelischen Akademie der EKBB, das aus Kroměříž hierher verlegt wurde. In Olomouc hat auch die Tschechoslowakische Hussitische Kirche ein Gotteshaus. In der Nähe der evangelischen Kirche, am anderen Ufer des Flusses Morava, steht die orthodoxe Kirche des hl. Gorazd.