Die Stadt Nejdek (560 m ü. NN, 8500 Einwohner) bei Karlovy Vary liegt im Tal des Flüsschens Rolava und ist von hohen, bewaldeten Berghängen umgeben. Bis 1945 war der Ort mehrheitlich deutsch. Bereits im 13. Jahrhundert wird Nejdek als Bergmannssieldung erwähnt. In dieser Gegend wurden vor allem Zinn und später auch Eisen gefördert. Die größte Blüte erlebte der Ort zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Danach ging der Bergbau zurück und die Spitzenklöppelei diente als Broterwerb. Im 19. Jahrhundert wurden in der Stadt eine Kammgarnspinnerei und ein Eisenwerk gebaut.
Durch den Bau einer Eisenbahnlinie von Karlovy Vary nach Sachsen im Jahr 1899 wurde die Gegend um Nejdek ein beliebtes Ziel für Touristen. Erwähnenswert sind der 24 Meter hohe steinerne Aussichtsturm auf dem Peindl und der Aussichtsturm auf dem Pleßberg. In der Stadt gibt es zahlreiche interessante historische Sehenswürdigkeiten. Auf einer von der Rolava umflossenen Felszunge steht ein romanisch-gotischer Turm, wahrscheinlich der Rest einer Burg aus dem 13. Jahrhundert, mit einer kostbaren Renaissanceglocke von 1579. In der barocken Martinskirche aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kann man an den Seitenaltären wertvolle Schnitzarbeiten besichtigen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde auf einem Hügel oberhalb von Nejdek ein Kreuzweg gebaut, der durch einen Waldpark mit schönen Aussichtspunkten führt. Ein Blickfang auf dem Marktplatz ist die moderne Brunnenanlage „Rolávka“ des Architekten R. Koucký, die die Geschichte des Flusses Rolava erzählt.
1922 wurde in Nejdek eine Gemeinde der Deutschen Evangelischen Kirche gegründet. Es gab aber bereits seit 1873 regelmäßige Zusammenkünfte der deutschen Lutheraner, die auch schon bald den Bau einer eigenen Kirche erwogen. 1903 wurde dann auf einem Hügel oberhalb der Stadt der Grundstein für diese Kirche gelegt, die nach einem Entwurf des Leipziger Architekten J. Zeißig erbaut wurde. Schon 1904 wurde sie geweiht und bis heute zählt sie zu den Wahrzeichen der Stadt. Die aus Natursteinen errichtete Kirche im neugotischen Stil hat einen ungewöhnlichen Doppelturm. Die Apsis ist mit zwei Mosaikfenstern geschmückt, auf denen die Heiligen Petrus und Paulus dargestellt sind. Die Orgel befindet sich an einer der Seitenwände.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) das herrenlos gewordene Gebäude. Der Gemeinde, die am 1. Mai 1947 gegründet wurde, gehörten tschechische Aussiedler aus Wolhynien, Schlesien und Rumänien an. Auch evangelische Christen, die aus anderen Gegenden zugezogen waren, stießen zur Gemeinde. Die heutige Kirchengemeinde ist aktiv und kümmert sich sorgsam um ihre Erlöserkirche.
Die Nejdeker Gemeinde hat eine Predigtstation in Jáchymov (Joachimsthal), einer geschichtsträchtigen Stadt, der Stadt der Silbertaler (diese wurden hier bereits vor 1520 geprägt, erlangten als Joachimsthaler Berühmtheit und von diesem „Taler“ wurde sehr viel später auch das Wort Dollar abgeleitet). Jáchymov hat auch ein berühmtes Kurbad und ist ein beliebtes Sommer- und Wintersportzentrum. Die Uranförderung war für die Stadt nicht nur ein finanzieller Segen, sie war für Jáchymov auch ein Fluch, vor allem in den unseligen fünfziger Jahren, als die Gefangenen des totalitären Regimes in den Uranbergwerken leiden mussten.
Die deutschen Evangelischen bauten sich 1914 ein Gemeindehaus mit Kirche. Nach 1945 wurde das Gebäude von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder übernommen. Heute wird es nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Jugendbegegnungen und Familienfreizeiten genutzt.
Die Besucher des Gemeindehauses finden am Gebäude eine Gedenktafel für Johann Mathesius, einen deutschen lutherischen Pfarrer und Mitstreiter Martin Luthers. Er lebte dort von 1504–1565 und war in Joachimsthal eine herausragende geistliche Persönlichkeit.