Am westlichen Rand der Böhmisch-Mährischen Höhe, in einem Gebiet, das auch Kremeschniker Bergland genannt wird, befindet sich der Ort Moraveč. Er liegt südlich der Straße, die die Städte Tábor und Pelhřimov miteinander verbindet. Moraveč hat 200 Einwohner und befindet sich auf einer Höhe von 595 Metern. Das Gebiet wird wegen der meist widrigen Witterungsbedingungen auch „Böhmisches Sibirien“ genannt. Dennoch wurde dieser unwirtliche Landstrich in der Vergangenheit besiedelt und hat eine interessante Geschichte.
Die Region Pelhřimov gehörte den Slavnikiden-Fürsten, bis dieses Geschlecht 997 von den Přemysliden ausgerottet wurde. Zentrum des Gebietes war Želiv. Die Herrschaft wechselte, wie es auch anderswo in Böhmen und Mähren häufig geschah, mehrmals den Besitzer. Nach der Schlacht am Weißen Berg schenkte der Kaiser das gesamte Gebiet dem Prager Erzbistum, dem es bis 1848 gehörte. Die älteste schriftliche Erwähnung des Ortes Moraveč stammt von 1379. Rund um den Dorfplatz wurden Bauernhäuser gebaut und die Ortschaft entfaltete sich allmählich. Brände waren aber auch hier natürlich keine Ausnahme.
Die Entwicklung des Ortes wurde in der Vergangenheit vor allem von religiösen Fragen beeinflusst. Das Gebiet war evangelisch und erst in der Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg kam es zu einer grausamen Wendung. Das Prager Erzbistum leitete die Gegenreformation ein, an der auch der Priester Koniáš beteiligt war. Die Glaubensverfolgungen setzten sich über einen langen Zeitraum fort. Dennoch hielten sich in Moraveč viele Kryptoprotestanten, die sich gleich nach dem Erlass des Toleranzpatents der reformierten Konfession anschlossen.
Im Dezember 1783 kam aus Ungarn der erste Pfarrer, Jan Szalatnay, nach Moraveč und es konnte eine Gemeinde gegründet werden. Am 29. Februar 1784 hielt er seine erste Predigt in der Scheune der Familie Jíra. Im selben Jahr wurden ein hölzernes Pfarrhaus gebaut, das Grundstück für den Friedhof vermessen und 1785 begann man unter Beachtung der Toleranzvorschriften mit dem Bau eines Bethauses. Dieses wurde am 4. November 1785 geweiht. Im Inneren war es traditionell eingerichtet. 1876 wurde nach Plänen Štěpán Walsers aus Pelhřimov ein neugotischer Turm angebaut. Im Zuge weiterer Bauarbeiten am Bethaus restaurierte man auch die biblischen Inschriften von 1788. Das Pfarrhaus wurde mehrmals renoviert und dient heute als Gemeindehaus und Pfarrwohnung. Auf dem Friedhof befinden sich die Gräber der früheren Pfarrer.
Das Leben in Moraveč wurde im 19. Jahrhundert vom Bau der Eisenbahnlinie von Tábor nach Horní Cerekev beeinflusst. Die Moravečer verdienten sich beim Bau der Bahnlinie das Geld für den Bau neuer Häuser, so dass sich der Ort weiter ausdehnte. In der Zeit der Tschechoslowakischen Republik entwickelte sich das Vereinsleben, es wurde ein Laienspielverein gegründet und dank der Lehrer der evangelischen Schule wurden verschiedene wichtige Jahrestage begangen.
Diese positive Entwicklung wurde vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Die jüdischen Bewohner Moravečs kehrten nicht mehr in ihre Heimat zurück. Am Ende des Krieges wurde das Nachbardorf Leskovice von den Deutschen niedergebrannt. Unter den vielen Opfern waren auch Glieder der Gemeinde Moraveč. Nach 1989 entwickelte sich Moraveč zu einem modernen, blühenden Dorf. Die Gemeinde bewahrt dankbar das Erbe der früheren Generationen.