Weinstöcke und Aprikosenbäume prägen das Gebiet, in dem knapp fünfzig Kilometer von Brno entfernt der Ort Miroslav liegt (240 m ü. NN, 3000 Einwohner). Mit den Weinbergen hängt auch die erste urkundliche Erwähnung Miroslavs zusammen: Ottokar I. Přemysl verfügte 1222, dass die Miroslaver den Weinzehnt an die Benediktiner im Kloster Raigern abzuführen haben. Die bekannteste Einzellage für den Weinbau in Miroslav heißt „Weinperky“. Der Wein von dort wurde bereits im Mittelalter nach Wien geliefert. Auch heute noch wird hier Wein von höchster Qualität produziert. Im Ort gab es in der Zeit der Gotik eine Wasserfestung, die die damaligen Besitzer Valecký von Mírov in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in ein Renaissanceschloss umbauten. In dieser Zeit wurde Miroslav zum Marktflecken erhoben (Stadt ist es seit 1965). In Miroslav lebten von jeher Tschechen und Deutsche nebeneinander. Im 15. Jahrhundert, als die Juden aus Brno und Znojmo vertrieben wurden, entstand hier eine relativ große jüdische Gemeinde. Das Schloss wechselte häufig den Besitzer. Wie das ganze Städtchen hat es in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und auch später stark gelitten und ist im Laufe der Zeit mehr und mehr verfallen.
Die römisch-katholische Peter- und Paulskirche ist ein bedeutender Barockbau aus dem Jahr 1729. Das Rathaus wurde am Anfang des Ersten Weltkriegs errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs gehörte Miroslav zum Großdeutschen Reich. Am Ende des Krieges gab es einen Bombenangriff auf die Stadt, bei dem auch das Schloss beschädigt wurde. Nach dem Krieg kam es in Miroslav zu einem großen Bevölkerungsaustausch. Die Deutschen mussten die Stadt verlassen, aus der jüdischen Gemeinde kehrte niemand zurück. Menschen aus Böhmen und aus anderen Gegenden Mährens sowie aus der Slowakei zogen nach Miroslav, unter anderem aus den Orten, die beim Bau der Talsperre Vír überflutet wurden.
Das heutige Miroslav ist ein dynamischer und gastfreundlicher Ort. Es finden hier Jahrmärkte und die traditionelle Weinausstellung „Miroslavský košt“ statt, man feiert Trachtenfeste und die Aprikosenernte. Der jüdische Friedhof, der erhalten geblieben ist, aber sehr verwahrlost war, wird nun wieder sorgfältig gepflegt. Auch junge freiwillige Helfer aus vielen verschiedenen Ländern haben an seiner Wiederherstellung mitgearbeitet. Das Schloss wird in Zukunft wohl auch wieder bessere Zeiten erleben.
Die Geschichte der Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Miroslav reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück. In der Zeit nach dem Erlass des Toleranzpatents gehörten die evangelischen Christen aus Miroslav zur Kirchengemeinde in Nosislav. Erst 1850 entstand hier eine eigenständige Gemeinde. Das Toleranzbethaus wurde auf einem Hügel am Ortsrand gebaut und ist eines der letzten, das noch nach den alten Toleranzvorschriften errichtet wurde. Der geräumige Beetsaal im neoklassizistischen Stil mit historisierenden Elementen hat im Laufe der Jahre keine großen Veränderungen erfahren, lediglich der Seitenanbau stammt aus späterer Zeit. Natürlich wurde aber für die Instandhaltung des Gebäudes Sorge getragen. An das Bethaus wurde kein Turm mehr angebaut. Die Frontseite schmücken Säulen und ein Fenster über der Eingangstür. Zum schön gepflegten Garten gehört auch eine große, alte Birke, die die Fassade der Kirche teilweise verdeckt.
Das Gemeindehaus steht am Weg und wurde 1851 errichtet. Bei späteren Umbauten erhielt es seine heutige Gestalt. Es wird für die Gemeindearbeit und als Pfarrwohnung genutzt. Erwähnenswert ist auch die Filialgemeinde in Bohutice: 1935 wurde dort eine kleine Kirche im funktionalistischen Stil erbaut, die unter Denkmalschutz steht.