Merklín bei Přeštice

Merklín bei Přeštice

Etwa 10 km von Přeštice entfernt liegt in einer überwiegend landwirtschaftlich genutzten Gegend die Stadt Merklín (385 m ü. NN, knapp über 1000 Einwohner). In der Nähe befindet sich der Teich Merklínský rybník. Durch den Ort fließt das Flüsschen Merklínka.

Das Städtchen mit Kirche und Zwingburg wurde bereits 1356 erstmals erwähnt. Die verhängnisvollen Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges führten zur Verödung des Ortes. Die Herrschaft Merklín wechselte wiederholt den Besitzer. Erwähnt werden soll das Geschlecht der Grafen von Morzin. Unter seiner Herrschaft begann die Stadt allmählich wieder aufzublühen. Das Geschlecht der Grafen Pálffy lebte bis 1945 auf dem Schloss, einem typischen feudalen Herrschaftssitz, der möglicherweise bereits im 17. Jahrhundert erstmals erwähnt wurde.

Die römisch-katholische St. Nikolauskirche stammt aus dem 14. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert wurde sie umgebaut.

1685 wurde in Merklín ein jüdischer Friedhof gegründet.

Durch die sogenannte Los-von-Rom-Bewegung, die in der Region Plzeň nach dem Ersten Weltkrieg relativ stark war, entstand in Přeštice eine Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) und Merklín wurde deren Filialgemeinde. 1931 verlegte man jedoch den Sitz der Gemeinde nach Merklín. Bereits 1930 wurde der Grundstein für die damals sehr moderne Kirche mit einem großen Gottesdienstraum, weiteren Versammlungsräumen und einer Pfarrwohnung gelegt. Die Kirche wurde im Juni 1931 in Betrieb genommen. Der ursprüngliche Kirchturm, der gleichzeitig als Glockenturm diente, war teilweise aus Holz. Auch bei der Innengestaltung kam eine Kombination aus Holz und Mauerwerk zum Einsatz. In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde ein neuer Steinturm gebaut. Die Kirche ist von einem schönen Garten umgeben.

Die Kirchengemeinden in Merklín und Přeštice bilden heute eine Union. Deshalb ist es nur recht und billig, auch ein paar Worte zur Gemeinde Přeštice zu sagen. Sie wurde bereits 1923 gegründet, später war sie Filiale der Gemeinde Merklín und 1946 wurde sie wieder selbständig. An den Bau einer neuen Kirche war in dieser Zeit nicht zu denken. Die Mitglieder der Gemeinde erwarben damals ein Gemeindehaus und die ehemalige jüdische Synagoge und bauten sie um. 1974 mussten aber beide Gebäude Neubauten weichen und wurden abgerissen. Heute ist das Gemeindehaus, das durch den Umbau eines Einfamilienhauses entstand, Zentrum der Gemeindearbeit. Den Gedanken an den Bau einer Kirche hat die evangelische Gemeinde Přeštice aber noch nicht völlig aufgegeben.

Zu den bemerkenswerten Přešticer Sehenswürdigkeiten gehört die barocke Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, die 1750–1775 erbaut wurde. Baumeister war Kilian Ignaz Dientzenhofer. Das Altarbild, eine Darstellung der Himmelfahrt, ist ein Werk J. J. Redlmayers. Die älteste Glocke stammt von 1468. Interessant ist, dass die beiden Kirchtürme erst bei der Rekonstruktion der Kirche in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts definitiv vollendet wurden.

In der Nähe der Kirche befindet sich ein Denkmal für den Komponisten J. J. Ryba, der am 16. Oktober 1765 in Přeštice geboren wurde. Auf seine berühmte Böhmische Hirtenmesse muss wohl nicht gesondert hingewiesen werden. Eine weitere bekannte Persönlichkeit, die aus Přeštice stammt, ist der Architekt und namhafte Mäzen Josef Hlávka (geb. am 15. Februar 1831)