Mělník (Melnik) - Vysoká u Mělníka (Wisoka)

Mělník (Melnik) - Vysoká u Mělníka (Wisoka)

Nördlich von Prag, auf einem hohen Felsen, der sich über dem Zusammenfluss von Elbe und Moldau erhebt, liegt die Stadt Mělník (215 m ü. NN, mehr als 19 000 Einwohner). Bereits im 09. und 10. Jahrhundert lebte hier der Stamm der Pšované. Im 13. Jahrhundert entstand in der Vorburg ein Marktflecken, der 1274 von König Ottokar II. Přemysl zur Königsstadt ernannt wurde. Die Bedeutung der Stadt nahm unter Karl IV. noch zu, der die Burgunderrebe nach Mělník brachte. Dies führte zu einer bemerkenswerten Entwicklung des Weinbaus, für den die Stadt Mělník berühmt ist.

Die Bürger Mělníks standen in der Zeit der Hussitenkriege auf der Seite der Hussiten und unterstützten später Georg von Podiebrad. Der Ständeaufstand in den Jahren 1618-1620, die Schlacht am Weißen Berg und der Dreißigjährige Krieg bedeuteten für die Stadt das Ende der erfolgreichen Entwicklung. Lange Zeit fügten ihr Brände, Schlachten und Epidemien großen Schaden zu.

Erst im 19. Jahrhundert begann sich die Stadt wieder zu erholen: Der Weinbau lebte wieder auf (1885 wurde hier die erste Winzerschule Böhmens gegründet). Die Binnenschifffahrt und der Bau der Eisenbahn hatten ebenfalls keine geringe Bedeutung für die Stadt. Die positive Entwicklung im 20. Jahrhundert wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Mělník lag damals an der Grenze des Protektorats Böhmen und Mähren. An der Befreiung der Stadt im Mai 1945 waren auch Partisanen beteiligt.

Nach 1989 eröffneten sich für Mělník neue Möglichkeiten. Das zeigt sich auch an den Bemühungen um die Erhaltung des historischen Teils der Stadt. Ihre wichtigste Sehenswürdigkeit ist das Mělníker Schloss. Die ursprüngliche hölzerne Burg des Stammes der Pšované wurde im Laufe der Jahrhunderte im Stil der Romanik, Gotik und Renaissance ausgebaut. Im 17. Jahrhundert kamen auch barocke Elemente hinzu. Von der Schlossterrasse aus hat man einen schönen Ausblick auf die Landschaft und auf den Zusammenfluss von Elbe und Moldau. Nach 1989 wurde das Schloss den ursprünglichen Eigentümern aus dem Adelsgeschlecht der Lobkowitzer zurückgegeben.

Die St. Peter- und Paulskirche ist Teil des Schloss-areals. 1112 wurde eine dreischiffige romanische Basilika errichte, die im 14. Jahrhundert gotisch umgebaut wurde. 1555 brannte die Basilika nieder. 1911-1913 wurde die Kirche restauriert. Die Besucher können hier ein gotisches Steintabernakel vom Ende des 16. Jahrhunderts besichtigen. Der Hauptaltar stammt von 1750.

Im historischen Teil Mělníks findet man noch viele andere interessante Bauwerke, zum Beispiel das spätgotische Prager Tor, alte Bürgerhäuser mit Weinkellern und das aus dem 15. Jahrhundert stammende Rathaus.

Der sogenannte Kryptoprotestantismus konnte sich in der Zeit der Gegenreformation eher in der Umgebung halten, in Mělník fasste die evangelische Konfession erst im 19. Jahrhundert Fuß. Eine bedeutende Toleranzgemeinde gab es damals im nicht weit entfernten Vysoká. Die evangelischen Christen in Mělník waren deren Filialgemeinde. Schon bald entschlossen sie sich zum Bau einer eigenen Kirche. Auf einem flachen Hügel in der Nähe des Stadtzentrums begannen im September 1896 die Bauarbeiten und schon am 18. August 1897 fand die feierliche Einweihung der Kirche statt. Dort, wo der Überlieferung nach Karl IV. die erste Burgunderrebe eingepflanzt hatte, steht heute eine große neoklassizistische Kirche, die nach einem Entwurf des Architekten František Červenka erbaut wurde. Das Gebäude wird von einem viereckigen Turm mit einer Uhr überragt. Der Innenraum der Kirche ist reich mit Stuck verziert. Die Orgel befindet sich auf der Empore über dem Haupteingang.

Die Kirchengemeinde entstand im Jahr 1901. Zwei Jahre später wurde das Pfarrhaus gebaut. Die Mitglieder der Mělníker Gemeinde beschlossen, neben dem Pfarrhaus noch ein Gemeindehaus, das sogenannte Hus-Haus, mit zwei Sälen zu bauen. Das Gebäude wurde am 24. Oktober 1937 eröffnet. Die beiden Säle werden als Gemeinderäume genutzt.

In Vysoká bei Mělník steht seit 1757 die katholische St. Wenzelskirche. Schon bald nach dem Erlass des Toleranzpatents 1781 traten die evangelischen Christen aus Vysoká und Umgebung, die sich bis dahin nur heimlich treffen konnten, geschlossen der reformierten Kirche bei. Der Ort war in dieser Zeit rein evangelisch. 1783 wurde eine Kirchengemeinde gegründet und trotz verschiedener Schwierigkeiten begann sie 1786, ein Bethaus zu bauen, das nicht gegen die Toleranzbestimmungen verstoßen durfte: Es stand am Ortsrand, hatte keinen Turm und keine Glocken. Nach einem knappen Jahr war das schlichte Giebelhaus fertig, an dessen Stirnseite man einen Kelch anbrachte. Das Bethaus wurde am 19. November 1786 geweiht. 1882 ließ die Gemeinde ein neues Pfarrhaus bauen.

Das Bethaus ist im ursprünglichen Zustand erhalten und damit eine Seltenheit. Der Friedhof, der das Bethaus umgibt, stammt ebenfalls aus der Toleranzzeit. In der ehemaligen Leichenhalle befindet sich eine vom Verein Veritas organisierte Dauerausstellung über Toleranzbethäuser im Elbgebiet, zu denen auch das Bethaus in Vysoká zählt. Seit dem Jahr 2000 ist Vysoká eine Filiale der Kirchengemeinde Mělník.