Das Kurbad Mariánské Lázně liegt im südlichen Teil des Landschaftsschutzgebietes „Slavkovský les“ auf einer Höhe von 630 Me-tern. Die Stadt hat 15 000 Ein-wohner. Ihre Geschichte reicht – im Gegensatz zu vielen anderen Städten – nicht sehr weit zurück. Von den hiesigen Quellen wusste man zwar schon im 16. Jahrhundert, aber erst Anfang des 19. Jahrhunderts setzte eine rasante Entwicklung ein. Ein großes Verdienst daran hatten der Arzt J. J. Nehr, der erstmals die chemische Zusammensetzung der Quellen ermittelte, vor allem aber der Abt des Klosters Teplá, K. Reitenberger, der den Anstoß für die Gründung einer Ansiedlung gab und danach deren Wachstum förderte. 1808 wurde das erste Kurhaus gebaut. Die durchdachte Stadtanlage entstand im Einklang mit dem Konzept des Architekten Václav Skalník, der einen großen englischen Park anlegte. 1866 wurde Mariánské Lázně zur Stadt erhoben und die Heilquellen zogen immer mehr Kurgäste an. Es gibt hier Denkmäler für Persönlichkeiten von europäischem Rang, wie den englischen König Edward VII. Der Badeort wurde von Dichtern und Komponisten mit klangvollen Namen aufgesucht. Auch die tschechischen Präsidenten T. G. Masaryk und E. Beneš kamen gern hierher.
Die größte Blütezeit erlebte Mariánské Lázně Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Rund um die Gebäude und Kurhäuser im historisierenden Stil wurden Parks angelegt. Die Kurkolonnade stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch die Kirchen sollen erwähnt werden: die neobyzantinische katholische Marienkirche, die anglikanische und die russisch-orthodoxe Kirche St. Wladimir. Die jüdische Synagoge wurde von den Nationalsozialisten in der Reichskristallnacht 1938 zerstört. Die leere Fläche wird gepflegt und in einem würdigen Zustand erhalten.
In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zeigten auch in Mariánské Lázně dieselben Ereignisse ihre Wirkung wie in anderen Städten im Grenzgebiet mit überwiegend deutscher Bevölkerung: das Münchner Abkommen, die Besetzung des Gebietes, der fanatische Glaube der Einheimischen an Adolf Hitler. Das Ende des Zweiten Weltkriegs hatte für die hier lebenden Deutschen schwerwiegende Folgen: Sie mussten die Stadt verlassen. Nach 1945 zogen neue Bewohner zu und das Leben normalisierte sich allmählich wieder.
Heute ist Mariánské Lázně eine angesehene und schöne Stadt voller Parks und mit einer bemerkenswerten „singenden Fontäne“. Seit 1992 steht der Stadtkern unter Denkmalschutz.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele evangelische Christen aus der gesamten Tschechoslowakei, aber auch tschechische Aussiedler, insbesondere aus Husinec (heute Gęsiniec) in Schlesien und aus dem polnischen Zelów nach Mariánské Lázně. Am 1. Juli 1947 wurde hier eine Gemeinde gegründet, deren erster Pfarrer und späterer Senior Dr. Jiří Otter war. Die evangelischen Aussiedler aus Schlesien begründeten in Tři Sekery eine Predigtstation mit regem Gemeindeleben. Die Zelówer ließen sich in Teplá nieder, wo 1952 ebenfalls eine eigenständige Gemeinde entstand.
Die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) übernahm die Kirche und das neoklassizistische Pfarrhaus (erbaut 1888) von der Deutschen Evangelischen Kirche. Die Jesuskirche, ein interessantes Gebäude, war 1857 im neoromanischen Stil errichtet worden. Ihr Bau wurde vom deutschen König Friedrich Wilhelm IV. gefördert, der später auch Eigentümer des Gebäudes war. Die dreischiffige Kirche steht mit der Längsseite zur Straße. Sie hat keinen Turm, nur einen kleinen freistehenden Glockenstuhl. Im Inneren erweckt ein Bild des segnenden Jesus mit dem Kelch in der linken Hand die Aufmerksamkeit der Besucher. Autor des Bildes, das sich an der Stirnseite über dem Altartisch befindet, ist der aus Hlučín stammende Jan Bochenek. Das beeindruckende Bild des Gottesdienstraums wird von den Bleiglasfenstern abgerundet. Das Element, das sie verbindet, ist – wie könnte es in einem Badeort anders sein – das Wasser. Die Fenster stellen biblische Geschichten dar: das Gespräch Jesu mit Nikodemus (Joh 3,1-15) und mit der Samariterin (Joh 4,5-29) sowie die Heilung am Teich Betesda (Joh 5, 1-9).
Beide gemeindeeigenen Gebäude werden sorgfältig instand gehalten. 2007 begingen die Gemeindeglieder und zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland in Dankbarkeit das 150-jährige Bestehen der Jesuskirche, die den Gläubigen bis zum heutigen Tag als Gotteshaus dient.