Libštát - Liebstadtl

Libštát - Liebstadtl

Der an den Ufern des Flüsschens Oleška gelegene Ort Libštát wurde bereits 1322 erstmals erwähnt. Seit 1525 wird er als Stadt bezeichnet. Heute hat Libštát 1013 Einwohner und gehört zur Mikroregion Isergebiet. Der Einfluss der evangelischen Tradition war hier sehr stark. In der Zeit der Verfolgung versammelten sich die evangelischen Christen reihum in den Häusern und widersetzten sich der gewaltsamen Rekatholisierung. Nach dem Erlass des Toleranzpatents Josephs II. im Jahr 1781 bekannten sich die meisten Protestanten (117 Familien) zum helvetischen (reformierten) Glauben und es gab auch einige lutherische Familien.

Der Bau eines Bethauses ließ nicht lange auf sich warten. Es war ein schlichtes Bauwerk, sonst wäre es auch nicht genehmigt worden. Das Bethaus musste am Ortsrand stehen, es durfte keinen Turm und keine Schmuckfenster haben. Das Gebäude wurde im neoklassizistischen Stil erbaut und zeichnet sich durch eine schlichte Schönheit aus. Es wird seit 1787 bis heute genutzt. Über der original erhaltenen Holztür stehen das Bibelzitat „Siehe, der Richter stehet vor der Tür“ und die Jahreszahl 1786 – das Jahr, in dem mit dem Bau des Bethauses begonnen wurde.

Schon bald, es war 1789, wurde neben dem Bethaus ein Pfarrhaus gebaut. Der Friedhof, der seit 1856 besteht, gehört bis heute der Kirchengemeinde, wird aber von der Kommune verwaltet. Hier liegt der ehemalige Libštáter Pfarrer Slavomil Daněk begraben, der 1921 an die neu gegründete Theologische Hus-Fakultät ging und ein berühmter Professor des Alten Testaments wurde.

Die Familien augsburgischen Bekenntnisses gehörten der nächstgelegenen lutherischen Gemeinde in Křížlice an. Die Gläubigen trafen sich reihum in den Familien, manchmal nutzten sie auch das Bethaus der reformierten Gemeinde. Erst 1838 wurde ihnen gestattet, sich am Hang oberhalb des Flüsschens Oleška ein eigenes Bethaus zu bauen. 1842 wurde es eingeweiht. Später wurde noch ein hölzerner Glockenturm für drei Glocken (eine Spende aus Dresden) angebaut und ein Friedhof eingerichtet.

Nach der Gründung der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) im Jahr 1918 vereinigten sich die beiden Gemeinden. Heute finden die Gottesdienste ausschließlich in jenem Bethaus statt, das ursprünglich für die reformierte Gemeinde gebaut worden war. Das ehemalige lutherische Bethaus verfällt allmählich und der Friedhof wird nicht mehr genutzt. Es gibt aber Bemühungen, das Gebäude zu erhalten. Das Bethaus, der Glockenturm und der Friedhof stehen unter Denkmalschutz und wurden 2001 zum Kulturdenkmal erklärt.

Zur Kirchengemeinde Libštát gehört auch die Filialgemeinde Spálov, ein kleiner Ort in der Nähe von Železný Brod. Die lutherischen Christen bauten dort 1888 eine Kapelle, die bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts genutzt wurde, dann aber verfiel und abgerissen werden sollte. Nach 1989 wurde sie aber dank des Engagements von Einheimischen und Wochenendurlaubern gerettet (der Kunstmaler Vladimír Veselý begründete das Musik- und Kunstfest „Spálover Altweibersommer“, das sich im Laufe der Jahre in der Kulturszene einen Namen machte und das auch von der Stadt Semily gefördert wird). Seit 1995 finden in der Kapelle wieder Gottesdienste statt.

Erwähnenswert ist auch der geschützte Baum in der Nähe der Spálover Kapelle – eine 200 Jahre alte Winter-Linde.