Letohrad (Geiersberg) - Kunvald (Kunvald) - Písařov (Schreibendorf)

Letohrad (Geiersberg) - Kunvald (Kunvald) - Písařov (Schreibendorf)

Letohrad trug bis 1950 den Namen Kyšperk nach der Burgruine auf einem Berg oberhalb der Stadt. Es liegt im Vorland des Adlergebirges am Fluss Tichá Orlice auf einer Höhe von 360 Metern und hat rund 6000 Einwohner. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes findet sich in der Königsaaler Chronik. 1513 wird Letohrad bereits als Stadt erwähnt. Die größte Blüte erlebte Kyšperk im 17. Jahrhundert. Der damalige Besitzer der Herrschaft, Hynek Jetřich Vitanovský, ließ ein Barockschloss und eine Schlosskapelle, die heutige St. Wenzelskirche, mit einzigartigen Stuckverzierungen bauen. Das Altarbild, auf dem der Tod dieses Heiligen dargestellt ist, wurde vom Wiener Maler Ch. Sambach geschaffen. Das Schloss prägt das Erscheinungsbild des Marktplatzes. Nicht weniger bemerkenswert ist der unter Denkmalschutz stehende Schlosspark. Er wurde in den Jahren 1820–1830 im Stile eines englischen Parks mit vielen seltenen Gehölzen angelegt. Im Park gibt es auch einen Pavillon im Empire-Stil. 1713 drohte der Stadt eine Pestepidemie. Zum Dank dafür, dass die Gefahr abgewendet wurde, errichtete man am Marktplatz eine Pestsäule.

Nach 1989 brach in der Stadt eine neue Zeit an. In die barocken Bürgerhäuser mit ihren Laubengängen zog wieder Leben ein. Das ehemalige Gut von 1720 wurde restauriert und beherbergt heute das Handwerksmuseum.

Letohrad war ab 1921 Filiale der Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Horní Čermná. Zur Stammgemeinde kamen durch die Los-von-Rom-Bewegung neue Mitglieder hinzu. Es gab aber keinen Gottesdienstraum. Kompliziert war die Situation auch während des Zweiten Weltkriegs. Eine selbständige Kirchengemeinde entstand in Letohrad erst 1956. Im darauffolgenden Jahr erwarb sie endlich ein Gemeindehaus, das aber nicht völlig ihren Bedürfnissen entsprach. Die Pläne, ein neues Gemeindehaus zu bauen, konnten erst nach 1989 verwirklicht werden. Nach einem Projekt des Architekten Z. Auer entstand ein modernes, zweistöckiges Gebäude, das 2003 feierlich eröffnet wurde. Interessant ist auch die Konzeption dieses Baus: Der großzügig angelegte Betsaal hat keine Zwischendecke und ist zum Dachraum hin offen, im Gebäude gibt es Gemeinderäume und eine Pfarrwohnung. Auch Übernachtungsmöglichkeiten sind vorhanden. Das Gemeindehaus ist in Letohrad der erste kirchliche Bau seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Zur Kirchengemeinde Letohrad gehört auch die Filialgemeinde in Písařov. Es handelt sich um einen kleineren Ort mit 7100 Einwohnern, der von Leto-hrad ziemlich weit entfernt ist. Trotzdem finden dort wöchentlich Gottesdienste statt. In Písařov entstand dank der Übertrittsbewegung 1925 eine Filialgemeinde, die zunächst zur Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Hrabová gehörte, später dann zur Gemeinde Zábřeh na Moravě und schließlich, seit 1997, zur EKBB-Gemeinde in Letohrad. In dem kleinen Ort steht ein wunderbarer Bau des Architekten Oldřich Liska – eine funktionalistische evangelische Kirche mit einem Kelch auf der Turmspitze. Sie wurde 1933 erbaut und es ist schade, dass nur wenige von der Existenz dieses Gebäudes wissen.

In der Nähe von Žamberk, im östlichen Ausläufer des Adlergebirges, liegt auf einer Höhe von 445 Me-tern der kleine Ort Kunvald, der rund 1000 Ein-wohner hat. Die Gründung des Orts wird auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert, die erste schriftliche Erwähnung stammt aber erst von 1363. Es führte hier ein Fernweg von Böhmen nach Schlesien und ins Glatzer Land entlang. Ab 1389 gehörte der Ort zur Herrschaft Lititz.

Historisch ist Kunvald für die evangelische Kirche von großer Bedeutung. Hier, in der Herrschaft Lititz, die Georg von Podiebrad gehörte, fand eine religiöse Gruppe Zuflucht, die sich sowohl von der römisch-katholischen, als auch von der utraquistischen Kirche distanzierte. Ihre Mitglieder sympathisierten mit der Lehre Peters von Cheltschitz und erkannten einzig das Evangelium als Richtschnur für ihr Leben an. 1458 wurde in Kunvald die Brüderunität gegründet, deren unbestreitbare historische Bedeutung bis in die heutige Zeit fortwirkt. Das Haus „Na sboru“, in dem sich die Mitglieder der Brüderunität aufhielten, erwarb 1929 die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder. Es befindet sich darin ein Museum, das der Brüderunität und ihrem ersten Bischof, J. A. Comenius, gewidmet ist. In der Nähe des Hauses wurde 1910 für ihn ein Denkmal errichtet.

In der Nähe von Kunvald befindet sich das sogenannte Bettal (Modlivý důl). Dorthin flüchteten sich die Böhmischen Brüder in der Zeit der Verfolgung. Der Weg dorthin führt über Bethlehem, einen Ortsteil Kunvalds, der überwiegend von Mitgliedern der Brüderunität bewohnt war. Die sogenannte Brüderlinde, deren Alter schätzungsweise 450 Jahre beträgt, wird mit der Brüderunität in Verbindung gebracht. Möglicherweise wurde sie gesetzt, als die Böhmischen Brüder 1547–1548 ihre Heimat verlassen mussten.