Kutná Hora - Kuttenberg

Kutná Hora - Kuttenberg

Kutná Hora gehört mit seiner langen, bewegten Geschichte und seinen bemerkenswerten Bauwerken zu den bedeutendsten Städten in der Tschechischen Republik. 1995 wurde die Stadt feierlich in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen.

Der Ort (254 m ü. NN, mehr als 21 000 Einwohner) entstand am Flüsschen Vrchlice, in der Nähe des Zisterzienserklosters Sedlec (erstmals erwähnt im Jahr 1142). Mit der Entdeckung umfangreicher Silbervorkommen wuchs schlagartig seine Bedeutung. Die Förderung dieses Edelmetalls bildete das Fundament der königlichen Macht. Unter der Herrschaft Wenzels II. breitete sich die ursprüngliche Bergbausiedlung Mons Cutna rasch weiter aus.

1291 gab es in Kutná Hora bereits ein eigenes Gericht und das königliche Bergamt. Im Jahr 1300 erließ Wenzel II. ein Gesetz zur Durchsetzung des Bergregals. In der Münzerei Kutná Hora wurden sämtliche Münzen der böhmischen Länder, die sogenannten Prager Groschen, geprägt. Auf Einladung Wenzels II. kamen italienische Fachleute in die Stadt und in dieser Zeit begann man, die königliche Residenz, erbaut in den neunziger Jahren des 13. Jahrhunderts in unmittelbarer Nachbarschaft der neuen Münzerei, „Welscher Hof“ zu nennen. Ende des 14. Jahrhunderts wurde er unter Wenzel IV. in eine bequeme Residenz umgebaut. Der Repräsentationssaal mit einer kostbaren Kassettendecke wurde Zeuge vieler wichtiger Verhandlungen, die oft für das weitere Schicksal des Landes Böhmen bestimmend waren.

1409 wurde hier das „Kuttenberger Dekret“ erlassen, das das Stimmenverhältnis zwischen den einzelnen Nationen an der Prager Universität regelte. An der Verhandlung nahm auch Jan Hus teil.

In der Zeit der Hussitenkriege stand die Stadt auf der Seite Kaiser Siegmunds. Die Hussiten brannten das Kloster in Sedlec nieder und durch die Kämpfe wurde auch die Stadt in Mitleidenschaft gezogen. Später unterstützte Kutná Hora die Kalixtiner.

1444 wurde im Welschen Hof Georg von Podiebrad zum Statthalter bestimmt, 1471 wurde dort Vladislav II. vom Landtag zum böhmischen König gewählt. Im März 1485 kam es in Kutná Hora zu Verhandlungen zwischen den Katholiken und den Utraquisten und es wurde ein Religionsfrieden geschlossen, der damals die Gleichberechtigung beider Konfessionen garantierte.

Nach der Schlacht am Weißen Berg änderte sich alles. Am 21. Juni 1621 war der Kuttenberger Oberbürgermeister Johann Schulz von Felsdorf unter den 27 Verurteilten, die in Prag auf dem Altstädter Ring hingerichtet wurden, weil sie am Ständeaufstand beteiligt waren. Es begann die Gegenreformation und in die Stadt kamen die Jesuiten. Der Welsche Hof wurde zum Symbol der siegreichen Habsburger Macht. Die Bergwerke verwaisten und 1726 wurde die Förderung ganz eingestellt. Kutná Hora konnte an die ruhmreichen Zeiten nicht mehr anknüpfen, aber auf die historischen Bauwerke aus dieser Epoche ist die Stadt bis heute stolz.

Doch nicht nur das Kulturdenkmal Welscher Hof verdient die Aufmerksamkeit der Besucher, sondern auch die Kirchen, die historischen Gebäude, das ehemalige Ursulinenkloster (aus der Werkstatt K. I. Dientzenhofers), der gotische Brunnen und vor allem die St. Barbarakirche, die der Schutzheiligen der Bergleute geweiht ist und für die Ende des 14. Jahrhunderts der Grundstein gelegt wurde (fertiggestellt 1905). An ihrem Bau waren namhafte Baumeister beteiligt: Johann Parler (der Sohn der berühmten Peter Parler), Matthias Rejsek und Benedikt Ried.

Das Toleranzpatent fand in der Stadt kein großes Echo. Nach dem Erlass des Protestantenpatents von 1861 jedoch nahm auch in Kutná Hora die Zahl der evangelischen Christen zu. Eine Kirchengemeinde wurde 1891 gegründet und der erste Pfarrer, Viktor Szalatnay, war hier 48 Jahre lang tätig.

Mit dem Bau der Kirche wurde J. Procházka auf der Grundlage eines Entwurfs des Prager Architekten F. Buldra beauftragt. Sein Entwurf einer Kirche im Neoempirestil ist außergewöhnlich und unter den Sakralbauten der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) einzigartig. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1887 und wurden im Dezember desselben Jahres abgeschlossen. Die geraden, klaren Linien der Fassade und des gesamten Baus erinnern an römische Kirchen im dorischen Stil. Über dem Eingangsportal befindet sich ein steinerner Kelch, das Symbol der böhmischen Reformation. Später wurde an die Kirche noch ein Pfarrhaus angebaut.

1972–1979 wurde der Innenraum der Kirche nach einem Entwurf des Ehepaars Rada neu gestaltet. Die Kassettendecke in blauen Farbschattierungen, der Altar mit dem durchbrochenen Kreuz und die Fenster, alles scheint zu den beiden Rada-Bildern rechts und links der Kanzel hinzustreben, die das Alte und Neue Testament darstellen. Wenn die evangelische Kirche in Kutná Hora auch kein historisches Bauwerk im eigentlichen Sinne ist, so fasziniert sie doch auch nach einhundert Jahren noch durch ihre schlichte Schönheit.