Krnov - Jägerndorf

Krnov - Jägerndorf

Krnov liegt im Nordosten der Tschechischen Republik, jenseits der Berge, so dass es durch das Hohe und Niedere Gesenke gewissermaßen vom Rest des Landes abgetrennt ist. Am Zusammenfluss von Opava und Opavice, wenige Kilometer von der polnischen Grenze entfernt, befindet sich die 25 000 Einwohner zählende Stadt auf einer Höhe von 316 Metern.

Der Ort Krnov hat eine lange und bewegte Geschichte. Bereits im 13. Jahrhundert wurde er als Stadt erwähnt. Es gab hier eine wichtige Kreuzung von Handelswegen und Krnov erhielt das Privileg, eine Stadtmauer bauen zu dürfen. Ihre Reste sind heute noch zu sehen. 1377 wurde das damalige Herzogtum Troppau geteilt und das Herzogtum Jägerndorf gegründet. In dieser Zeit begann auch die – überwiegend deutsche – Besiedlung des Gebietes. Im 16. Jahrhundert, unter den Hohenzollern, wurde in Krnov ein spätgotischer Herrschaftssitz mit Renaissanceelementen gebaut. Das Schloss wurde zu einem bedeutenden Wahrzeichen der Stadt. Später übernahm Johann Georg von Jägerndorf das Herzogtum, dessen Güter aber nach der Schlacht am Weißen Berg konfisziert wurden, weil er sich am Ständeaufstand beteiligt hatte. 1631 erwarb Karl von Liechtenstein, dem bereits das Herzogtum Troppau gehörte, das Herzogtum Jägerndorf. Seiner Familie gehörte das Gebiet, bis es 1945 vom tschechoslowakischen Staat beschlagnahmt wurde.

Eine erfreuliche Zeit für Krnov war das 19. Jahr-hundert. Im Ort entwickelte sich die Textilindustrie und ab den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts begann sich die Orgelbaufirma der Brüder Rieger zu etablieren, die auch heute noch weltbekannt ist. In der Stadt wurden viele schöne öffentliche Gebäude und Fabrikantenvillen gebaut, die berühmte Architekten aus Österreich-Ungarn und Deutschland entworfen hatten. In der Zeit des Münchner Abkommens 1938 ließ sich die Mehrheit der Bevölkerung als Deutsche registrieren und während des Zweiten Weltkriegs gehörte Krnov zum Großdeutschen Reich mit allen Folgen, die daraus nach dem Krieg resultierten. 1945 wurde die Stadt bombardiert.

Leider büßte Krnov in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Reihe wertvoller historischer Gebäude ein. Von den erhalten gebliebenen soll hier die ursprünglich gotische Pfarrkirche St. Martin erwähnt werden, die in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts barock umgebaut wurde und in der sich kostbare Renaissancegrabsteine befinden. Die Kirche St. Be-nedikt ist das älteste erhaltene Bauwerk dieses Typs im Bezirk Mähren-Schlesien. Ihre Grundmauern stammen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Bei archäologischen Untersuchungen entdeckte man wertvolle Wandmalereien. Das Gotteshaus gehört zu den Kulturdenkmälern. In der Kirche des Minoritenklosters sind schöne Fresken von Josef Stern aus dem Jahr 1765 zu sehen. Oberhalb von Krnov, auf dem Berg Cvilín, befindet sich ein alter Wallfahrtsort mit der Kirche Mariä Sieben Schmerzen und einem Kreuzweg. Auf dem Gipfel dieses Berges steht auch ein Aussichtsturm, von dem man einen schönen Ausblick auf die Umgebung hat.

Die evangelische Kirche am heutigen Hus-Platz ist ein dreischiffiger neugotischer Bau vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Pläne entwarf der Architekt Franz Blasch, die Bauleitung hatte Ernst Latzel. Die Orgel stammt aus der Krnover Orgelbaufirma Rieger und Klos. Bis 1945 war diese Kirche das Gotteshaus der Deutschen Evangelischen Kirche. Nachdem die Deutschen die Stadt verlassen hatten, wurde sie eine Zeit lang von der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche genutzt. Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB), die das Gebäude übernahm, wurde am 1. Januar 1949 gegründet. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts konnte die Kirche dank vielfältiger Unterstützung rekonstruiert und am 9. Juli 1978 feierlich wieder eingeweiht werden. Die evangelische Kirche gehört mit ihrem 52 Meter hohen Turm zu den Wahrzeichen Krnovs und ist die geistliche Heimat einer kleinen, aber aktiven Gemeinde.

Erwähnenswert ist auch, dass Krnov 2008–2009 für die vorbildliche Pflege der städtischen Grünanlagen der Titel „Stadt der Bäume“ verliehen wurde.