Wenn man von Jilemnice in Richtung Mísečky fährt und nach einer kurzen Wegstrecke links abbiegt, führt ein steiler Weg in das reizvolle Riesengebirgsdorf Křížlice. Man kann auch aus der anderen Richtung kommend, über Poniklá und Jestřabí, nach Křížlice fahren. So versäumt man allerdings den herrlichen Blick über die malerischen Hügel und Wiesen, auf die Berge Přední Žalý und Zadní Žalý und auf die evangelische Kirche, die über der Landschaft thront. Křížlice ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Jestřabí. Die ersten schriftlichen Zeugnisse über die Besiedlung des Ortes stammen von 1492. In der Reformationszeit war Křížlice evangelisch. Nach der Schlacht am Weißen Berg versuchte man auch hier, wie überall in den böhmischen Ländern, die Bevölkerung zu rekatholisieren.
Dieser Versuch war aber nicht sehr erfolgreich: Schon bald nach dem Erlass des Toleranzpatents im Jahr 1781 kamen die evangelischen Christen aus der weiteren Umgebung regelmäßig nach Křížlice und schon 1782 gründeten sie eine Gemeinde, deren Mitglieder zum lutherischen Glauben tendierten. In dieser Zeit gehörten auch die Lutheraner aus den weit entfernten Ortschaften Libštát und Spálov zur lutherischen Gemeinde Křížlice.
Hinter dem Dorf wurde 1786 ein turmloses Toleranzbethaus errichtet, das den anderen in jener Zeit genehmigten Bethäusern ähnelt. Erst 1878 wurde der Turm angebaut und seit dieser Zeit ertönt aus Křížlice Glockengeläut über die Berghänge und Täler. Die Inneneinrichtung der Kirche mit der über dem Altar befindlichen Kanzel und dem typischen hölzernen Altargitter ist noch die des ursprünglichen Bethauses. Auch die Holzemporen und das Gestühl sind historisch. Die Orgel wurde erst später auf der Empore eingebaut.
Die Kirche ist von einem Friedhof umgeben, der ebenfalls aus der Toleranzzeit stammt und bis heute in Benutzung ist. Das in der Nähe errichtete Pfarrhaus mit Mansardendach wurde 1871 erbaut und dient nun als Ferienunterkunft. Die alte evangelische Schule unterhalb der Kirche ist ein beliebter Ort für Jugendfreizeiten.
Seit 1918 ist die Gemeinde Teil der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB). Erwähnenswert ist auch, dass Křížlice in den Kriegsjahren zum Dritten Reich gehörte. Dennoch wurde hier das Wort Gottes auf Tschechisch gepredigt, was in dieser Zeit für viele eine wichtige Kraftquelle war. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen auch die evangelischen Christen aus Křížlice in die Städte abzuwandern, aber in ihre Kirchengemeinde kehren sie immer wieder gern zurück.