Kovánec - Kowantez

Kovánec - Kowantez

Kovánec werden Sie vielleicht kaum auf der Landkarte finden. Das Dorf liegt etwa 10 Kilometer westlich von Mladá Boleslav auf einer Höhe von 300 Metern und hat lediglich 125 Einwohner. Die nächstgelegene Post befindet sich in Skalsko. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes stammt von 1546.

Die Menschen in Kovánec und Umgebung unterstützten die Hussiten und wussten auch von der Brüderunität. Obwohl die Gegenreformation nach 1620 auch hier rigoros durchgesetzt wurde, konnten sich die Kryptoprotestanten in diesem Gebiet halten. Sie gaben sich gegenseitig geistlichen Beistand. Es gelang ihnen auch, geheime Beziehungen zu böhmischen Exilanten in Zittau anzuknüpfen und zu unterhalten. Nach dem Erlass des Toleranzpatents 1781 schlossen sie sich der lutherischen Konfession an. Anfangs gehörten sie zur Gemeinde im weit entfernten Habřina.

Im August 1785 wurde die Gemeinde endlich selbständig. Die ersten Gottesdienste fanden in einer Scheune oder in Privathäusern statt. Der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus war aber so stark, dass bereits im April 1786 die feierliche Grundsteinlegung und am 3. September desselben Jahres der erste Gottesdienst im neuen Bethaus stattfand. Der einfache längliche Bau hatte einen Barockgiebel und war im Inneren nach den Toleranzbestimmungen eingerichtet. Das ursprüngliche Pfarrhaus wurde 1792 erbaut. Gleichzeitig wurde auch ein evangelischer Friedhof angelegt.

1875 traf die Gemeinde in Kovánec ein großes Unglück – in das Bethaus schlug der Blitz ein und es konnte nicht mehr gerettet werden. Die Kovánecer gaben aber nicht auf und beschlossen, eine neue Kirche im neoromanischen Stil zu bauen. An der Stirnseite wurde ein viereckiger Glockenturm errichtet, der noch vor der Kirche geweiht wurde. Die feierliche Eröffnung der Kirche fand am 7. September 1884 statt. Im Inneren befand sich eine Kanzel, ein Werk des Tischlers M. Wittmayer im Stil des Zweiten Rokoko. 1869 wurde ein neues Pfarrhaus gebaut. Ein Stück entfernt stand eine kleine Scheune für Holz und Heu. Sie spielte in den schwierigen Anfängen der Toleranzgemeinde eine wichtige Rolle, denn die Prediger mussten oft selbst Landwirtschaft betreiben, um zu überleben. Solche Scheunen sind bis heute vielerorts auf dem Gelände früherer Toleranzgemeinden zu finden.

Trotz des selbstlosen Engagements der Gemeindeglieder verfiel die Kirche allmählich und man dachte sogar darüber nach, sie abzureißen. Im Jahr 2000 wurde jedoch beschlossen, sie zu erhalten, und heute dient die Kirche in Kovánec wieder als Gotteshaus.