ch habe diese Landschaft genau vor Augen: Hinter Tanvald und Desná windet sich die Straße in großen Serpentinen nach oben in Richtung Příchovice, vorüber an Wäldern und Hügeln – und plötzlich wird links, auf einer langgestreckten Anhöhe, ein Fachwerkbau sichtbar, der das Landschaftsbild beherrscht.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Kořenov eine Predigtstation der Deutschen Evangelischen Kirche A. B. in Gablonz (Jablonec nad Nisou) gegründet. In dem Wunsch nach einem eigenen Kirchenbau wandten sich die evangelischen Christen aus Kořenov 1908 an den jungen deutschen Architekten Otto Bartning, der damals gerade einmal 26 Jahre alt war. Sein Name wird auch im Zusammenhang mit der „Lutherburg“ in Nové město pod Smrkem noch einmal erwähnt werden. Der junge, ambitionierte Architekt entwarf damals einen schlichten achtseitigen Fachwerkbau, der weithin sichtbar ist. Der Grundstein wurde am 20. Mai 1909 gelegt und bereits am 20. Oktober desselben Jahres wurde die Kirche feierlich eingeweiht.
Die Nachkriegsereignisse in den Ortschaften des böhmischen und mährischen Grenzgebiets waren überall vergleichbar. Die hier ansässigen Deutschen verließen die Republik, es kamen neue Siedler ins Gebirge und um die kleine Kirche in Kořenov kümmerte sich die Brüdergemeine Tanvald. Das Gebäude wurde im Februar 2009 vom Herrnhuter Seniorat übernommen und wird vor allem bei wichtigen Kirchenfesten genutzt. Auch die politische Gemeinde Kořenov trägt zu seiner Erhaltung bei.
Am 19. September 2009 wurde zu ihrem 100-jährigen Bestehen vor der renovierten, weithin weiß leuch-tenden Kirche unter freiem Himmel ein großes Fest gefeiert. Unter den Festgästen waren unter anderem auch Vertreter der evangelischen Gemeinde Dornbirn in Österreich. Warum gerade sie? In Dornbirn steht seit 1931 genau die gleiche Kirche, vielleicht ein klein wenig größer. Die Kořenover hatten nämlich der dortigen evangelischen Gemeinde auf deren Wunsch hin die Baupläne für ihre Kirche überlassen.
Wenn Sie einmal hier vorbeikommen, sollten Sie an der Kořenover Kirche haltmachen, bevor Sie den Hügel wieder hinunterfahren. Sie werden es nicht bereuen.