Die Stadt Kolín (205 m ü. NN, knapp 30 000 Einwohner) liegt in der fruchtbaren Elbniederung. Die Spuren der urzeitlichen Besiedlung zeugen davon, wie günstig die Lage dieses Ortes an der Elbe war. Die erste urkundliche Erwähnung Kolíns stammt von 1261. König Ottokar II. Přemysl gründete hier eine Stadt, die dank der ertragreichen Landwirtschaft und des Handels schnell reich wurde. Während der hussitischen Kriege stand Kolín auf der Seite der Hussiten. Im 15. Jahrhundert wurde eine gut befestigte Burg gebaut. Sie konnte die Stadt aber nicht vor den Unbilden des Dreißigjährigen Krieges bewahren, von denen ganz Böhmen erfasst wurde. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) trafen in der Nähe der Stadt das preußische und das österreichische Heer in der Schlacht bei Kolín aufeinander.
Große Bedeutung für die industrielle Entwicklung Kolíns hatte die Einführung der Eisenbahn nach 1845. Die Stadt zeichnete sich durch ein vielfältiges kulturelles und gesellschaftliches Leben aus. Erinnert werden soll hier an das Wirken des populären Kapellmeisters František Kmoch – bis heute findet hier das Blasmusikfestival „Kmochův Kolín“ (Kmochs Kolín) statt. Wahrscheinlich weiß heute kaum noch jemand, dass der Erbauer des südböhmischen Teichsystems Jakob Krčín von Jelčany, aber auch der Dichter J. S. Machar, der Literaturwissenschaftler Otokar Fischer, der Maler Rudolf Kremlička und eine Reihe weiterer Persönlichkeiten in Kolín geboren wurden.
In Kolín gab es auch eine große jüdische Gemeinde. An die Geschichte der Kolíner Juden erinnern der jüdische Friedhof aus dem 15. Jahrhundert, die barocke Synagoge und eine Gedenktafel für die jüdischen Opfer des Zweiten Weltkriegs.
Kolín ist heute zwar eine wichtige Industriestadt, aber auch den historischen Bauwerken der Stadt wird große Aufmerksamkeit zuteil. Das Areal der St. Bartholomäuskirche wurde zum Kulturdenkmal ernannt. Die Kirche wurde kurz nach der Gründung der Stadt im Jahr 1260 im frühgotischen Stil erbaut. 1349 brannte sie nieder. In den Jahren 1360-1400 wurde sie nach einem Entwurf Peter Parlers umgebaut. Die dreischiffige Kirche mit zwei Türmen ist ein charakteristisches Beispiel für die Verbindung von Früh- und Spätgotik. Im Innenraum sind sechs Chorkapellen und wertvolle Grabsteine aus der Zeit der Gotik bis zum Barock erhalten. Der Bildhauer František Bílek schuf 1910-1913 für diese Kirche einen Kreuzweg. Der Glockenturm stammt von 1504.
Am Marktplatz befinden sich das Rathaus im Neorenaissancestil mit Fresken von Adolf Liebscher und eine ganze Reihe beachtenswerte Bürgerhäuser.
Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Kolín wurde am 16. Mai 1868 gegründet. In dieser Zeit war es nicht leicht, in Kolín ein Grundstück für den Bau einer Kirche zu erwerben. Dank des Engagements einiger Gemeindeglieder wurde dennoch im Mai 1871 der Grundstein gelegt und bereits am 17. Dezember 1871 konnte in der Kirche der erste Gottesdienst gefeiert werden. 1953 wurde die Kirche nach Plänen des Architekten Bohumil Bareš umgebaut. Die letzte Umgestaltung des Innenraums wurde nach einem Entwurf der Künstlerin Barbora Veselá vorgenommen.
Die Kirchengemeinde hat auch ein eigenes Gemeindehaus, das Hus-Haus mit dem Dušek-Saal, der als Gemeindesaal genutzt wird. Vielleicht interessiert Sie, wer dieser Čeněk Dušek, nach dem dieser Saal im Kolíner Hus-Haus benannt ist, eigentlich war.
Čeněk Dušek, der erste Pfarrer der Kolíner Kirchengemeinde, gehört bis heute zu den prägenden Persönlichkeiten der tschechischen evangelischen Kirche. Sein Theologiestudium vertiefte er im Ausland, wobei er den stärksten Bezug zu Schottland hatte. Neben seiner Tätigkeit als Prediger lehrte er auch am Kolíner Gymnasium, wo er außer Religion auch Englisch unterrichtete. Das Gymnasium hatte in dieser Zeit dank Čeněk Dušek einen hervorragenden Ruf und bildete eine Reihe bedeutender evangelischer Theologen heran. Diese Schule besuchte aber zum Beispiel auch Vilém Mathesius, der Gründer des Instituts für Anglistik an der Prager Karlsuniversität. Zu den Schülern Čeněk Dušeks am Kolíner Gymnasium gehören Persönlichkeiten wie Souček, Hrejsa und Boháč, die sich später um die Gründung der EKBB im Dezember 1918 durch die Vereinigung der reformierten und lutherischen Gemeinden in Böhmen und Mähren verdient machten. Die Mitglieder der Kolíner Gemeinde halten ihre Gebäude gut instand und nutzen sie nicht nur für die Sonntag