Kladno

Kladno

Die Industriestadt Kladno liegt 25 Kilometer westlich von Prag. Sie ist die größte Stadt des Bezirks Mittelböhmen (ca. 68 000 Einwohner, 381 m ü. NN) und das Zentrum des Mittelböhmischen Steinkohlebeckens. In der Umgebung der Stadt, die in der Kladnoer Ebene liegt, gibt es aber auch mehrere Naturschutzgebiete, wie „Křivoklátsko“ und den Naturpark „Džbán“. Ein beliebter Ausflugsort ist der Berg Kožová hora (465 m) mit einem 35 Meter hohen Aussichtsturm.

1318 wurde der Ort im Zusammenhang mit dem Adelsgeschlecht der Kladenský von Kladno erstmals schriftlich erwähnt. 1561 wurde er zur Stadt erhoben. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts war Kladno keine sehr bekannte Stadt mit einer gotischen Marienkirche, einem Renaissanceschloss und einer barocken St. Florianskapelle, einem Werk K. I. Dientzenhofers.

1840 wurden die Steinkohlevorkommen entdeckt und bald darauf setzte eine rasche Entwicklung der Stadt und der Industrie ein: 1850 wurde das erste Bergwerk „Lucerna“ gebaut und 1889 wurde die Poldi-Hütte gegründet. In dieser Zeit entstand hier auch die Arbeiterbewegung, die mit den Namen des kommunistischen Politikers Antonín Zápotocký und der Schriftstellerin Marie Majerová verbunden ist. Kladno behielt auch weiterhin seinen Charakter als Industriestadt und ist nach wie vor ein wichtiges Wirtschaftszentrum des Bezirks Mittelböhmen mit modernen Bauten und einem vielfältigen kulturellen Leben.

In der Nähe von Kladno befindet sich der Ort Lány, der eng mit der Geschichte der Tschechoslowakei verbunden ist. 1592 ließ Rudolf II. dort ein Sommerschlösschen im Renaissancestil erbauen, das später frühbarock umgebaut wurde. Nach der Gründung der Tschechoslowakei ging das Schloss in Staatseigentum über und wurde Sommersitz der Präsidenten. Am 14. September 1937 starb dort der erste tschechoslowakische Präsident T. G. Masaryk, der zusammen mit seiner Frau Charlotte, seinem Sohn Jan und seiner Tochter Alice auf dem dortigen Friedhof begraben ist. In der Zeit der Unfreiheit wurde ihre letzte Ruhestätte zu einer Art Wallfahrtsort.

In der Nähe von Kladno befindet sich auch der Ort Lidice – bis heute ein tragisches Symbol für den Zweiten Weltkrieg. Als Vergeltung für das Attentat am damaligen stellvertretenden Reichsprotektor R. Heydrich wurde der Ort Lidice am 10. Juni 1942 dem Erdboden gleichgemacht, die Männer wurden ermordet und die Frauen und Kinder in Konzentrations- und Umerziehungslager deportiert. Der Name Lidice wurde zum Symbol des Widerstandes gegen Gewalt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im wiederaufgebauten Lidice eine Gedenkstätte errichtet und ein Rosengarten mit Rosen aus der ganzen Welt angelegt. Viele Künstler haben ihre Werke diesem Ort gewidmet. Am eindrucksvollsten ist das Lebenswerk der Bildhauerin Marie Uchytilová: eine bronzene Statuengruppe mit 82 Kindern, Opfern des Krieges. Lidice ist heute Kulturdenkmal und in jedem Jahr findet hier eine Gedenkfeier statt.

Die Kladnoer Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) war ursprünglich (ab 1872) eine Filiale der Prager Clemensgemeinde. 1912 wurde sie selbständig und nahm mithilfe der Clemensgemeinde und anderer Gemeinden in der heutigen Straße Gen. Klapálka den Bau einer neoklassizistischen Kirche mit historisierenden Elementen nach einem Projekt des Architekten J. Blecha aus Prag in Angriff. Die Kirche wurde am 10. November 1895 mit einem Gottesdienst feierlich eröffnet. Zehn Jahre später ließ die Gemeinde noch ein Pfarrhaus anbauen und 1911 weihte sie auf der neu gebauten Empore eine Orgel ein. Die Kriegsjahre durchlebte die Kladnoer Gemeinde im Schatten der Tragödie von Lidice, aber auch sie selbst hatte Opfer zu beklagen.

In den letzten Jahren kam es zu einer umfangreichen Renovierung der Kirche, die unlängst ihr 110-jähriges Bestehen feierte.