Wenn man einmal in Jindřichův Hradec gewesen ist, kommt man immer wieder gern hierher zurück. Es ist eine zauberhafte Stadt, die auf einer Höhe von 475 Metern liegt und von viel Grün und Wasser umgeben ist. Sie hat so viele historische Denkmäler zu bieten, dass man es nicht schafft, sie alle an einem Tag zu besichtigen. Die Stadt hat über 22 000 Einwohner. Der historische Stadtkern steht unter Denkmalschutz. Im Spiegel des Teichs Vajgar spiegeln sich nicht nur die historische Burg und das Schloss, sondern auch die malerischen alten Gerberhäuser, in denen sich heute Gobelinwerkstätten und Ateliers befinden.
Gründer der Burg war Heinrich (tsch. Jindřich) aus dem Geschlecht der Wittigonen, der die Linie der Herren von Neuhaus begründete. Sein Enkel Ulrich stellte die frühgotische Burg fertig, die als Teil des heutigen Schlosses erhalten ist (von 1338 stammt ein wertvoller Wandmalereizyklus über das Leben des hl. Georg). Gleichzeitig entstand eine Ansiedlung, die Heinrichs Namen trug. Die Geschichte der Burg und des späteren Renaissanceschlosses ist eine Geschichte das Kampfes zwischen der Königsmacht und den stolzen Herren von Neuhaus. Im 16. Jahrhundert, als auch die Umbauten im Renaissancestil erfolgten, erlebten die Stadt und das Schloss ihre höchste Blüte. Der Parkpavillon, der als „Rondell“ bekannt ist, stammt von 1591. Der gesamte Schlosskomplex ist besonders wertvoll, da er in seiner ursprünglichen Gestalt aus der Zeit der Gotik und Renaissance erhalten geblieben ist und nicht im Barockstil umgebaut wurde.
1604 wurde Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg, das berühmte Opfer des Prager Fenstersturzes von 1618, Eigentümer des Schlosses. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648 war Jindřichův Hradec die zweitgrößte Stadt Böhmens. 1773 wurde das Schloss von einem vernichtenden Brand heimgesucht. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es vom damaligen Schlosseigentümer Graf Eugen Czernin wieder aufgebaut. Heute besichtigen viele staunende Besucher diesen Ort.
Auch die Stadt litt unter dem Brand. Dennoch blieben am Marktplatz zahlreiche Bürgerhäuser im Stile der Gotik, der Renaissance und des Barock erhalten. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Propsteikirche Mariä Himmelfahrt aus dem 14. Jahrhundert mit einem über 68 Meter hohen Turm (im 15. Jahrhundert gehörte sie eine ganze Reihe von Jahren zu den Kirchen, in denen das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht wurde). Die St. Johanniskirche mit dem ehemaligen Minoritenkloster ist ein einzigartiges Baudenkmal mitteleuropäischen Ranges. An die romanische Bausubstanz aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts schließt sich ein gotischer Teil aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts an. Einzigartig sind die original erhaltenen Wandmalereien.
Den Weg zu den anderen wichtigen Sehens-würdigkeiten finden Sie sicherlich allein. Erinnert werden soll noch an die Krýza-Krippe im Stadtmuseum. Auch eine Fahrt mit der Schmalspurbahn von Jindřichův Hradec nach Nová Bystřice oder Obrataň gehört zu den Attraktionen, die man hier erleben kann.
Die Geschichte der evangelischen Christen in Jindřichův Hradec hängt mit der Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung zusammen. Ulrich III. von Neuhaus führte einen Kreuzzug gegen die Waldenser, den der Papst 1340 ausgerufen hatte.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts hing es von der jeweiligen religiösen Überzeugung der Herren von Neuhaus ab, ob sie den Anhängern des Laienkelchs geneigt waren oder nicht. Die Schlacht auf dem Weißen Berg 1620 brachte dann, wie überall in den böhmischen Ländern, das Ende der Religionsfreiheit.
Die evangelischen Christen trafen sich damals heimlich, vor allem auf dem Lande. Die Auswirkungen des Toleranzpatents von 1781 waren in der rein katholischen Stadt Jindřichův Hradec zunächst nicht zu spüren. Mit der Zeit gab es aber auch hier evangelische Christen und es entstanden Kontakte zu den aktiveren Gemeinden in der Umgebung. So wurde in Jindřichův Hradec 1904 eine Filialgemeinde von Horní Dubenky gegründet. (Die Kirchengemeinde Jindřichův Hradec entstand erst 1921.) Kurz nach der Gründung der Filialgemeinde regte sich der Wunsch nach dem Bau einer Kirche. Am 29. April 1906 wurde der Grundstein gelegt und bereits am 28. September 1906 wurde die Kirche, die nach einem Entwurf des Architekten M. Blecha errichtet worden war, feierlich eingeweiht. Es war ein Jugendstilgebäude mit Elementen der Neugotik und der traditionellen Architektur. (Interessant ist, dass eine sehr ähnliche evangelische Kirche im österreichischen Ort Heidenreichstein zu finden ist.) Später wurden die Kirche und das Pfarrhaus einfühlsam erweitert und umgebaut, ihr Charakter blieb aber gewahrt. Heute nutzt die aktive und offene Gemeinde ein modernes Pfarrhaus mit Betsaal und anderen Gemeinderäumen.