Hradec Králové - Königsgrätz

Hradec Králové - Königsgrätz

Hradec Králové, die Metropole des gleichnamigen Bezirks, liegt in dessen südlichem Teil auf eine Höhe von 235 Metern. Es nimmt eine Fläche von 4 758 km2 ein und hat knapp 96 000 Einwohner. Seine Bedeutung war durch die günstige Lage am Zusammenfluss von Elbe und Orlice von Anfang an gegeben. 1225 wurde Hradec erstmals schriftlich erwähnt, und zwar als königliche Stadt. König Wenzel II widmete Hradec den verwitweten böhmischen Königinnen. So lebten hier Elisabeth Richza und Elisabeth von Pommern.

Im 14. Jahrhundert war Hradec gleich nach Prag die wichtigste böhmische Stadt. Die hussitischen Kriege berührten die Stadt nur peripher, so dass sich ihre Blüte auch im 15. Jahrhundert fortsetzte. Der Dreißigjährige Krieg nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) hatte für Hradec allerdings eine gewaltsame Rekatholisierung und auch die Okkupation durch die Schweden zur Folge. Dies alles schadete der Stadt sehr. Auch das 18. Jahrhundert war von Bränden, Kriegen und den umstrittenen Plänen Josephs II., Hradec in eine Festungsstadt zu verwandeln, begleitet. 1851 wurde Hradec Králové Freistadt, womit für die Stadt eine neue Epoche begann.

Widmen wir uns zumindest für eine Weile den Sehenswürdigkeiten der Stadt: Den historischen Stadtkern bildet der Platz Velké náměstí, an dem drei Baustile zusammentreffen. Die gotische Heilig-Geist-Kathedrale stammt aus dem 14. Jahrhundert. Um ihren Bau machte sich Elisabeth Richza verdient, die Witwe König Wenzels II. und des Habsburgers Rudolfs I. Der im Renaissancestil erbaute Weiße Turm von 1574 ist 72 Meter hoch und man hat von dort einen wunderschönen Ausblick. Im Turm hängt die Glocke Augustin, die zweitgrößte Glocke Böhmens. Das Renaissancerathaus wurde später barock umgebaut. Die Barockzeit wird in Hradec durch die frühbarocke Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts repräsentiert, ein Werk des Baumeisters Carlo Lurago. Auch das ehemalige Jesuitenkolleg ist im Barockstil gehalten. Am früheren Jesuitengymnasium lehrte der gebürtige Hradecer Gelehrte Bohuslav Balbín. 1664 wurde das Bistum Hradec gegründet und Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete man hier eine Bischofsresidenz. Hradec Králové wurde 1851 zur Freistadt erklärt. Das 19. Jahr-hundert brachte die Entwicklung der Eisenbahn und die Anfänge der Industrie. Die Stadt wurde durch die Klavierherstellung der Firma Petrof bekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts begann eine neue Etappe der modernen Stadtentwicklung. Bürgermeister František Ulrich berief die Architekten Jan Kotěra und Josef Gočár nach Hradec, die erstmals in der Geschichte des Landes für einen Ort einen komplexen städtebaulichen Entwurf erarbeiteten. Kotěra erbaute im Jugendstil das Stadtmuseum, das heute Kulturdenkmal ist. Sein Schüler Gočár setzte den modernen Ausbau der Stadt fort und bereicherte sie durch Gebäude im funktionalistischen Stil. Heute ist Hradec Králové eine moderne, blühende Stadt. Wegen der wertvollen Bausubstanz wurde der Stadtkern unter Denkmalschutz gestellt.

Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Hradec Králové wurde am 14. Juni 1920 gegründet. Schon zuvor hatte es hier eine lutherische und eine reformierte Filiale der Gemeinde Černilov gegeben. Die lutherische Gemeinde ließ 1883 am Platz Kavčí plácek die Lutheranstalt (später Hus-Haus), ein Haus für evangelische Studenten bauen. Nach 1948 durfte die Kirche das Gebäude nicht behalten. Im Rahmen der Restitutionsverhandlungen in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erhielt sie es zurück und mehrere Jahre war dort die Biblische Missionsschule untergebracht.

Die Mitglieder der reformierten Filialgemeinde in Hradec Králové entschieden sich für den Bau einer Kirche nach einem Entwurf des Architekten Oldřich Liska. Am 7. Juli 1912 wurde die Jugendstilkirche mit ihrem seitlich angesetzten Turm feierlich eingeweiht. Es gibt darin einen großen Gottesdienstraum mit Schmuckelementen im Jugendstil und weitere Gemeinderäume. 1942 erwarb die Gemeinde eine neue Orgel. Teil des Gebäudes ist auch eine Pfarrwohnung. Es steht, abgesehen von kleineren Veränderungen und Instandsetzungsarbeiten im Inneren, bis heute unverändert im Dienst der Gemeinde. Rund um die Kirche gibt es einen Garten mit schönen hohen Bäumen. Das gesamte Objekt steht unter Denkmalschutz.