Horní Vilémovice - Ober Willi-Mowitz

Horní Vilémovice - Ober Willi-Mowitz

Horní Vilémovice liegt im Gebiet des Krischanauer Berglandes, etwa in der Mitte zwischen Třebíč und Velké Meziříčí. Der Ort befindet sich auf einer Höhe von 590 Metern und hat 80 Einwohner. Ab 1360 gehörte er Veit von Willimowitz und im 16. Jahrhundert war er Teil der Herrschaft Třebíč. Die Geschicke des Ortes sind mit dem Schicksal der Brüderunität verbunden. Die evangelische Tradition war hier tief verwurzelt. Einige evangelische Familien (zum Beispiel die Familie Jašů) leben hier seit über 400 Jahren.

1784 wurde in Horní Vilémovice eine reformierte Gemeinde gegründet, die ein großes Einzugsgebiet hatte. Das Toleranzbethaus wurde in den Jahren 1784-1788 erbaut. Es war ein schlichter rechteckiger Bau mit einer kleinen Tür, das Walmdach war mit Holzschindeln gedeckt. Später wurde das Bethaus mit einer Kanzel, einem Altargitter, einem Taufstein und Bänken ausgestattet. Auf der Empore wurde erst 1902 eine Orgel installiert. Im selben Jahr wurde auch ein Turm mit Uhr und Glocken angebaut. In dieser Form blieb das Bethaus, abgesehen von einigen wenigen Umbauten, bis in die Gegenwart erhalten.

Das ursprüngliche Pfarrhaus wurde neben dem Bethaus erbaut. 1933 errichtete man im Dorf ein schönes, modernes Pfarrhaus, das von einem Garten umgeben ist und als Gemeindehaus, Winterkirche und Pfarrwohnung dient.

Die Filialgemeinde in Kralice nad Oslavou ist dank des Wirkens der Brüderunität für die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) von großer Bedeutung. Die Mitglieder der Brüdergemeinde legten großen Wert auf Bildung und dort, wo sie aktiv waren, gründeten sie Schulen. 1575–1620 gab es auch in Ivančice eine solche Schule. Einer der wichtigsten Vertreter der Brüderunität war Bischof Jan Blahoslav, der 1557 in Ivančice die berühmte Druckerei der Böhmischen Brüder gründete. Ihr Schicksal hängt eng mit Kralice, der heutigen Filialgemeinde von Horní Vilémovice, zusammen.

Kralice wurde 1310 erstmals erwähnt. Die Kralicer Festung entstand Anfang des 15. Jahrhunderts und in den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts wurde sie in ein kleineres Renaissanceschloss umgebaut. 1572 verkauften dessen Eigentümer ihre Güter an Johann den Älteren von Zerotein, dem die benachbarte Herrschaft Náměšť nad Oslavou gehörte. Das Kralicer Schloss wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der Ort blieb Teil der Herrschaft Náměšť nad Oslavou.

Als Rudolf II. 1577 sein Mandat gegen die religiösen Neuerungen in Mähren erließ, das auch die Brüderunität betraf, gewährte Johann von Zerotein deren Mitgliedern Zuflucht in der Kralicer Festung. Auch die Druckerei aus Ivančice und die Bibliothek der Böhmischen Brüder wurden dorthin gebracht, so dass die Brüder ihr einzigartiges Wirken fortsetzten konnten, dessen Höhepunkt eine tschechische Bibelübersetzung – die berühmte Kralitzer Bibel
(1579–1594) – war.

Die Mitglieder der Brüderunität konnten dort mehr als vierzig Jahre lang unter Zeroteins Schutz agieren und Bücher drucken. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde die Druckerei aus Sicherheitsgründen in das Schloss Náměšť ausgelagert, und als auch Karl der Ältere von Zerotein 1628 seine Heimat verlassen musste, wurde sie heimlich ins polnische Leszno gebracht.

Heute sind in Kralice im Museum der Kralitzer Bibel wertvolle Zeugnisse aus dieser Zeit zu sehen. Auch ein Denkmal auf dem Marktplatz und die St. Martinskirche erinnern an diese Epoche. Die archäologischen Ausgrabungen im Ort sind noch nicht abgeschlossen.