Heršpice (Herspitz) - Slavkov (Austerlitz)

Heršpice (Herspitz) - Slavkov (Austerlitz)

Im südöstlichen Teil des Bezirks Südmähren, wo der Naturpark „Ždánický les“ (Steinitzer Wald) beginnt, befindet sich nur sechs Kilometer von Slavkov (Austerlitz) entfernt, auf einer Höhe von 281 Metern, der kleine Ort Heršpice mit knapp 600 Einwohnern. Im 13. Jahrhundert gehörte Heršpice zur Herrschaft Austerlitz. 1237 stiftete Wenzel I. die Herrschaft dem Deutschen Ritterorden. Erst 1411 ging sie in das Eigentum Wenzels IV. über. Vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis zum Jahr 1919 gehörte die Herrschaft Austerlitz den Kaunitzern. Eine herausragende Persönlichkeit unter den Angehörigen dieses Adelsgeschlechts war Wenzel Anton Graf Kaunitz, der von Maria Theresia zum Staatskanzler ernannt wurde. Über ihn steht zu lesen, er habe vierzig Jahre lang die österreichische Außenpolitik beeinflusst. Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts ließ Dr. Wenzel Graf von Kaunitz in Brno ein Studentenwohnheim einrichten, das in der Zeit der deutschen Besatzung als Gestapogefängnis, Folter- und Hinrichtungsstätte traurige Berühmtheit erlangte.

In der Nähe von Heršpice sind noch die Reste des mittelalterlichen Dorfes Konůvky zu sehen. Es ging wahrscheinlich 1468 während eines Feldzugs der Ungarn gegen Georg von Podiebrad zugrunde. In Heršpice trafen sich 1805 im Haus Nr. 45 vor der Schlacht bei Austerlitz der österreichische Kaiser Franz Joseph I. und der russische Zar Alexander II. Im Ort befindet sich die römisch-katholische Matthäuskapelle, die aus dem Jahr 1870 stammt.

Das Wahrzeichen des Ortes ist die evangelische Kirche, deren Turm schon von Weitem zu sehen ist. Die Geschichte der Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Heršpice hängt mit der Geschichte der Reformationsbewegung im Gebiet um Austerlitz zusammen. Im 16. Jahrhundert waren hier auch Mitglieder der Brüderunität aktiv. Insgesamt waren die evangelischen Christen hier in der Überzahl, allerdings nur bis 1622, als nach der verlorenen Schlacht am Weißen Berg einzig der katholische Glaube geduldet wurde. Viele Kryptoprotestanten versammelten sich im „Bettal“, bei Verrat waren allerdings harte Strafen zu befürchten. Viele verließen ihre Heimat und kehrten nie mehr zurück.

Nach dem Erlass des Toleranzpatents begannen sich auch die evangelischen Christen aus Heršpice zu Gottesdiensten zu versammeln. Sie gingen zunächst in die Gemeinde Klobouky, woran bis heute der ausgetretene „Helvetensteig“ erinnert. Die Ernennung von Heršpice zur selbständigen Gemeinde wurde lange verschleppt und konnte erst 1870 erfolgen. 1864 begann man in Heršpice mit dem Bau einer evangelischen Kirche. Fünf Jahre später wurde das Gebäude, das nicht mehr den Einschränkungen der Toleranzzeit unterlag, feierlich eingeweiht. Der Turm wurde 1899 angebaut. Die geräumige und helle einschiffige Kirche mit einer wertvollen Orgel wurde mehrmals renoviert, eine große Renovierung fand in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts statt. Das ursprüngliche Pfarrhaus von 1874 erhielt seine heutige Gestalt im Zuge späterer Umbauten. Zum Gelände gehört auch ein evangelischer Friedhof.

Ein großes Ereignis war für die evangelische Gemeinde in Heršpice der 31. August 1880, denn an diesem Tag wurde Prof. T. G. Masaryk Mitglied dieser Kirchengemeinde.

Heršpice hat eine Filialgemeinde in Slavkov, in einem schönen, kleinen Bethaus im funktionalistischen Stil, das sich in der Nähe des dortigen Schlosses befindet.