Herlíkovice (Hackelsdorf) - Vrchlabí (Hohenelbe)

Herlíkovice (Hackelsdorf) - Vrchlabí (Hohenelbe)

Vrchlabí liegt am Fuße des Riesengebirges, unterhalb des Heidelbergs und des Jankenbergs, auf einer Höhe von 477 Me-tern. Durch die Stadt fließt die Elbe. In dem touristisch bedeutenden Ort, von dem aus durch das Elbtal eine Straße nach Špindlerův Mlýn führt, und in den umliegenden Gemeinden leben 13 500 Menschen.

Die Gründung des Ortes Vrchlabí wird im 13. Jahr-hundert im Zusammenhang mit der (überwiegend deutschen) Besiedlung erwähnt. Im 16. Jahrhundert erwarb der königliche Berghauptmann Christoph von Gendorf die Stadt. In dieser Zeit (1533) wurde Vrchlabí zur Bergstadt mit Wappen, Stadt- und Bergrechten erhoben. Es wurden Silber, Gold und Eisenerze gefördert, die man auch vor Ort verarbeitete. 1624 kaufte Albrecht von Waldstein die Herrschaft Vrchlabí und versorgte in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges von hier aus die kaiserliche Armee mit Waffen, Pech- und Schwefelkränzen. Durch die deutschen Einwohner drang die Lutherische Lehre bis nach Vrchlabí vor und es herrschte hier eine größere Religionsfreiheit. Unter der Herrschaft der Grafen von Morzin wurde aber ein radikaler Rekatholisierungskurs eingeleitet, so dass viele Familien ins Ausland gingen. Im 19. Jahrhundert gewannen in Vrchlabí die Textil- und Kleinindustrie zunehmend an Bedeutung. Die günstige Entwicklung der Stadt wurde vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Der überwiegend deutsche Ort wurde Teil des Großdeutschen Reichs. Nach dem Ende des Krieges verließen die Deutschen die Stadt und es zogen neue Bewohner zu. Nach den Jahren des totalitären Regimes begann auch hier nach 1989 ein neues Leben.

Die bemerkenswerteste historische Sehenswürdig-keit in Vrchlabí ist das Renaissance-schloss, das Christoph von Gendorf Mitte des 16. Jahrhunderts erbauen ließ. Im Inneren kann man einen wertvollen Kachelofen mit biblischen Motiven besichtigen, der die Jahreszahl 1545 trägt. Das frühere Rathaus stammt ebenfalls aus der Renaissancezeit; es wurde 1733–1737 barock umgebaut. An der Stelle der neugotischen Dekanatskirche St. Laurentius stand früher eine gotische, im Renaissancestil umgebaute Kirche. Diese wurde 1886 abgerissen. In der neuen Kirche, deren wertvolle Innenausschmückung bemerkenswert ist, steht der kupferne Taufstein von 1556 aus dem früheren Gotteshaus. Im ehemaligen barocken Augustinerkloster befindet sich das Riesengebirgsmuseum. Sehr wertvoll sind die historischen Häuser aus dem 17. Jahrhundert, die original erhalten sind. Auch das „Haus mit den sieben Giebeln“ – das älteste Haus in Vrchlabí – ist ein bemerkenswertes Beispiel für die damalige städtische Architektur.

Die Geschichte der deutschen lutherischen Gemeinde in Vrchlabí ist mit den sogenannten Kryptoprotestanten in Rudník verbunden, wo auch in der Zeit der Gegenreformation Zusammenkünfte stattfanden und wo bereits 1784 eine Gemeinde gegründet wurde, die zum Zentrum für die evangelischen Deutschen der Region wurde. Die Kirche aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist inzwischen verfallen.

In Vrchlabí blieben nicht viele evangelische Christen übrig. Nach und nach nahm ihre Zahl aber wieder zu, so dass im Jahr 1900 eine Filialgemeinde und zehn Jahre später eine eigenständige Kirchengemeinde entstand. Nach einem Projekt der Dresdner Architekten Rudolf Schilling und Julius Wilhelm Graebner wurde in der heutigen Straße Českých bratří ein bemerkenswertes Jungendstilgemeindehaus gebaut, das nach dem Zweiten Weltkrieg die Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) erhielt und am 1. März 1948 die neu gegründete Kirchengemeinde Vrchlabí. Der Gottesdienstraum hat Bleiglasfenster und eine Kassettendecke, die mit Jugendstilmotiven geschmückt ist. Die späteren Umbauten stehen dem Raum gut zu Gesicht.

Die Gemeinde Vrchlabí hat eine Filialgemeinde in Herlíkovice (heute ein Ortsteil von Strážné). Ein Besuch dieses schönen Ortes wird Sie sicherlich begeistern: In der malerischen Riesengebirgslandschaft, die vom Heidelberg beherrscht wird, leuchtet weithin eine weiße Jugendstilkirche von 1904, die von denselben Architekten projektiert wurde, denen das Gemeindehaus in Vrchlabí zu verdanken ist (in dieser Zeit projektierten sie auch die Jugendstilkirche in Lánov bei Vrchlabí, die 1982 abgerissen wurde). Verschiedenen Quellen zufolge ist die Kirche in Herlíkovice die am höchsten gelegene evangelische Kirche Tschechiens. Die EKBB übernahm sie von der Deutschen Evangelischen Kirche, zusammen mit mehreren Häusern, die später umgebaut wurden und die heute für Sommer- und Winterurlaube, Jugend- und Mitarbeiterfreizeiten genutzt werden – so beispielsweise das Erholungsheim „Horský domov“.