„Domažlice ist ein schönes Städtchen“, heißt es in einem Lied aus der Region. Und das Lied hat recht. Das nur 16 km von der deutschen Grenze entfernte Domažlice (428 m ü. NN, knapp 11 000 Einwohner) ist das traditionelle Zentrum der Region Chodsko (Chodenland). Die bekannten Dörfer Klenčí, Postřekov, Újezd, Trhanov und Draženov liegen am Fuße des Schwarzkopfs (1041 m), der zum Böhmischen Wald gehört. Von Domažlice ist das nicht weit entfernt.
Die ursprüngliche Ansieldung an einem alten Fernweg wurde schon im 10. Jahrhundert erstmals erwähnt. Unter Otakar II. Přemysl wurde sie in den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts zur Stadt erhoben. Aus dieser Zeit stammen auch die Befestigungsanlagen, die zum Teil bis heute erhalten sind.
In der hussitischen Zeit stand die Stadt auf der Seite der Taboriten. In der berühmten Schlacht bei Taus 1431 wurden die Kreuzritter geschlagen bzw. flohen vor dem Kampf. 1618 schlossen sich die Bürger von Domažlice dem Ständeaufstand an. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt stark beschädigt und verfiel. Erst im 19. Jahrhundert ging es mit der Stadt allmählich wieder bergauf.
Das Münchner Abkommen von 1938 hatte auch für die Region Domažlice schwerwiegende Folgen. Die Stadt selbst gehörte zum Protektorat Böhmen und Mähren, aber eine Reihe von Dörfern fiel an das Großdeutsche Reich. Die Befreiung im Mai 1945 erfolgte durch die amerikanische Armee. Die Freude über die Freiheit war aber nicht von langer Dauer – 1948 wurde die Grenze abgeriegelt und der Eiserne Vorhang senkte sich für vierzig lange Jahre. Erst der November 1989 brachte die ersehnte Entspannung.
Das Wahrzeichen der Stadt – der runde Wachturm aus spätgotischer Zeit – war ebenfalls Teil des Befestigungssystems. In der Spitze des 56 Meter hohen Turms befinden sich drei Glocken. Ganz in der Nähe steht die gotische Dekanatskirche St. Maria, die im 18. Jahrhundert im Barockstil umgebaut wurde. Auch das Untere Tor stammt noch aus der Zeit der ursprünglichen Befestigungsanlage. Am langgestreckten Marktplatz befinden sich zahlreiche Bürgerhäuser aus dem 14. bis 16. Jahrhundert und das Rathaus von 1891 im Stile der Neorenaissance. Von der Chodenburg, die von Otakar II. Přemysl gegründet wurde, ist nur ein Turm erhalten geblieben. Er wurde später barock umgebaut und heute befindet sich darin das Museum der Region Chodsko. Erwähnenswert sind auch das ursprünglich gotische, später barock umgebaute Augustinerkloster und die dazugehörige Kirche.
Der historische Teil von Domažlice steht unter Denkmalschutz. Im August findet dort jedes Jahr das Chodenfest statt.
Die Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Domažlice entstand nach dem Ersten Weltkrieg im Rahmen der Los-von-Rom-Bewegung, als zahlreiche Katholiken unter dem Einfluss der damaligen Atmosphäre der katholischen Kirche den Rücken kehrten. Dank der unermüdlichen Arbeit des Pfarrers Karel Machotka wurden in Domažlice, Kdyně, Staňkov und Kout Filialgemeinden gegründet. 1923 entstand aus diesen Filialkirchen eine Gemeinde, die ihren Sitz in Domažlice hatte. 1924 kaufte sie ein Gebäude, das in ein Gemeindehaus mit Pfarrwohnung umgebaut und viele Jahre von der Gemeinde genutzt wurde. Die Gemeindeglieder durchlebten dort die schweren Jahre des Zweiten Weltkriegs, die unter den Mitgliedern der Widerstandsgruppe auch Menschenopfer forderten. Der Pfarrer der Domažlicer Gemeinde, Miloš Bič, war während des Krieges in einem Konzentrationslager interniert.
Nach dem Krieg stießen neue tschechische und slowakische Christen zur Domažlicer evangelischen Gemeinde. Der Pfarrer Miloš Bič wurde an die Evangelisch-Theologische Fakultät in Prag berufen, wo er als Dozent und später als namhafter Professor tätig war.
Der Gedanke, in Domažlice eine evangelische Kirche zu bauen, wurde bereits in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg gefasst. Man hatte sogar schon ein Grundstück oberhalb des Stadtparks erworben. Die Pläne wurden aber erst in den Jahren 2007–2008 verwirklicht. Die Gemeindeglieder beschlossen, den Wunsch ihrer Väter zu erfüllen und bauten nach einem Entwurf des Architekten Schejbal und des Ingenieurs Z. Wolf eine neue Kirche im modernistischen Stil. Es entstand ein beeindruckendes Bauwerk, das sich in den Park einfügt und in dem sich ein großer, heller Gottesdienstraum, eine Pfarrwohnung und eine kleine, für die Allgemeinheit zugängliche Konditorei mit Café befinden. Im Kirchturm wurde die Glocke aus der verwaisten Kirche in Rokytník (Ostböhmen) angebracht. Am 29. November 2008 fand in der Kirche der erste Festgottesdienst statt. Im selben Jahr wurde der neuen Kirche der Titel „Bau des Jahres im Bezirk Plzeň“ verliehen.