Der Name der einstigen Königs- und heutigen Statutarstadt Děčín leitet sich vom alten slawischen Stamm der Děčané her. Die Stadt hat eine lange, bewegte Geschichte, sie liegt am Zusammenfluss von Elbe und Ploučnice und ist von schönen Felsenstädten, tiefen Schluchten und wunderschönen Aussichtspunkten umgeben. Im Stadtzentrum und den umliegenden Stadtteilen leben 50 000 Einwohner.
Děčín ist eine schöne Stadt. In ihrer Umgebung gesellen sich die Naturreichtümer des Elbsandsteingebirges, des Böhmischen Mittelgebirges und des Lausitzer Gebirges zueinander. Das Landschaftsbild wird vom Hohen Schneeberg (722 m) und seinem Aussichtsturm geprägt. Der Nationalpark „Böhmische Schweiz“ bildet zusammen mit dem entsprechenden Nationalpark im benachbarten Sachsen ein einmaliges europäisches Naturschutzgebiet.
Am rechten Elbufer erhebt sich auf einem hohen Felsen das frühklassizistische Schloss. Zu ihm führt aus der Stadt die „Große Fahrt“, eine einmalige, aus der Barockzeit stammende Schlossauffahrt. Auch der Rosengarten mit der barocken Sala terrena und der Gloriette ist bei den zahlreichen Besuchern ein beliebter Ort. Auf dem Schloss wurde 1832 der Gründer des seinerzeit bedeutenden Turnvereins „Sokol“, Dr. Miroslav Tyrš, geboren.
Auf der anderen Elbseite wurde auf einem noch höheren Felsen ein Aussichtsrestaurant mit einem wunderschönen Ausblick auf die Stadt und deren Umgebung gebaut. Dahinter liegt zwischen Bäumen versteckt der Děčíner Zoo. Die Häuser in den einzelnen Stadtvierteln haben helle, farbige Fassaden und auch alle großen Kirchen sind gut erhalten: die barocke Heilig-Kreuz-Kirche, die Kirche St. Wenzel und St. Blasius und die Franz-von-Assisi-Kirche im früheren Ort Podmokly, heute ein Stadtteil von Děčín. Die Jugendstilsynagoge überlebte wie durch ein Wunder den Krieg und die noch nicht lange zurückliegende Zeit, aber hier befinden wir uns schon in der Teplická-Straße und nähern uns der Kirche, die der Děčíner Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) gehört.
Die Geschichte der Kirche reicht bis in die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Die damaligen deutschen Lutheraner gehörten zur weit entfernten Gemeinde in Habřina bei Úštěk. Die Stadt Děčín breitete sich aus und damit nahm auch die Zahl der Gläubigen zu, so dass 1887 eine eigenständige deutsche Gemeinde entstand. Und welche Gemeinde würde sich nicht eine eigene Kirche wünschen? So begann man 1881, zum 100. Jubiläum des Toleranzpatents, nach einem Entwurf von G. L. Möckel die Jesuskirche zu bauen. Den Bau der Kirche, eines Gebäudes aus Sandsteinquadern im neugotischen Stil mit neoromanischen Elementen, leitete der Architekt W. Nickel. Die Kirche wurde 1884 vollendet und noch im selben Jahr wurde die Orgel eingebaut. Erhebende Momente erlebten die evangelischen Deutschen 1923, als der „Urwalddoktor“, Musiker, Philosoph, Theologe und große Bach-Kenner Dr. Albert Schweitzer in dieser Kirche ein Konzert gab.
Die schweren Kriegsjahre gingen vorüber und ins Grenzgebiet kamen Menschen aus der gesamten Tschechoslowakei, aber auch tschechische Aussiedler aus Polen und Wolhynien.
Die Kirchengemeinde der EKBB wurde 1946 gegründet und übernahm das Gotteshaus in der Teplická-Straße. Im Laufe der Jahre wurden dank der Hilfe der EKBB und von Freunden aus dem Ausland die notwendigen Außenreparaturen und später auch die Restaurierung des Innenraums durchgeführt. Beeindruckend ist die Kombination von Holzelementen und Sandsteinquadern. Bemerkenswert sind auch die Kanzel und der Taufstein. In der Apsis befinden sich zwei große Bleiglasfenster, auf denen die Heiligen Peter und Paul dargestellt sind.
Im benachbarten Benešov nad Ploučnicí hat die Gemeinde eine Filialgemeinde. Das dortige Schloss ist ein in Tschechien seltenes Beispiel für die sog. Sächsische Renaissance, die sich nach Norden hin orientierte.
Wenn die Děčíner Gemeinde auch nicht groß ist, kümmert sie sich doch gewissenhaft und ehrfürchtig um die ihr anvertraute Kirche und das Gemeindehaus, das von den Gemeindegliedern im Winter genutzt wird. Dort befindet sich eine wertvolle Orgel der Firma Eule aus Bautzen.