Östlich von Prag erstreckt sich das Böhmischbroder Tafelland (Českobrodská tabule). Seinen Namen gab ihm die Stadt Český Brod (219 m ü. NN, 6637 Einwohner), die am Flüsschen Šembera liegt. Einst war Český Brod eine wichtige Stadt, an der ein Handelsweg vorüberführte, der Prag mit Ost- und Südeuropa verband. Der Prager Bischof Johann I. gründete an einer Furt (tsch. Brod) über die Šembera einen Marktflecken und Bischof Johann von Draschitz erhob ihn 1268 zur Stadt. Damals wurde sie Biskupský Brod (Bischofsfurt) genannt. In der Zeit der Hussitenkriege unterstützte die Stadt die Hussiten. 1437 wurde sie zur Königsstadt erhoben. 1444 fand in Český Brod ein wichtiges Treffen aller hussitischen Gruppierungen statt, bei dem über die Aufrechterhaltung der Kompaktaten verhandelt wurde.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt stark verwüstet und war lange Jahre nahezu menschenleer. Erst im 19. Jahrhundert setzte allmählich wieder ein Aufschwung ein, vor allem durch den Bau der Eisenbahn.
Eine Gedenktafel am Gebäude des Gymnasiums erinnert daran, dass hier im Mai 1945 von General Reumann die Kapitulation der Heeresgruppe Mitte der Wehrmacht unterzeichnet wurde.
Das Wahrzeichen der Stadt ist die gotische St. Gott-hardkirche, die später barock umgebaut wurde. Der Renaissanceglockenturm in der Nähe der Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Am Platz „náměstí Arnošta z Pardubic“ steht ein mittelalterliches Rathaus vom Anfang des 15. Jahrhunderts, das später im Renaissance- und Barockstil umgebaut wurde. Unter dem Gebäude befinden sich alte unterirdische Gänge. Erhalten sind auch Reste der Stadtmauer aus den sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts. Das Denkmal für Andreas Prokop stammt von 1910 (ein Werk des Bildhauers K. Opatrný). In der Stadt befindet sich das Museum der Region Lipan (Podlipanské muzeum). Der historische Stadtkern steht seit 1993 unter Denkmalschutz.
Die ehemalige Friedhofskirche, die der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht ist, hat eine interessante Geschichte. Diese hängt auch mit der Entstehung der Gemeinde der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB) in Český Brod zusammen. Die Renaissancekirche von 1560 war ursprünglich utraquistisch. Eine Seltenheit ist die bis heute erhaltene und denkmalgeschützte Außenkanzel aus der Zeit der Sächsischen Renaissance. Nach der Schlacht am Weißen Berg 1620 wurde die Kirche katholisch geweiht. Im Laufe der Jahre verfiel sie aber und man zog sogar in Erwägung, sie abzureißen.
Nach dem Erlass des Toleranzpatents 1781 entstand in der Nähe, in Kšely, eine evangelische Kirchengemeinde, der sich auch die evangelischen Christen aus Český Brod anschlossen.
1903 wurde in Český Brod eine Filialgemeinde gegründet, die in den Folgejahren rasch wuchs. Ihre Mitglieder bemühten sich lange um die Übernahme der verwaisten, baufälligen Dreifaltigkeitskirche und des benachbarten Glockenturms. Dies gelang erst 1951, nach langen Verhandlungen. Man kann sagen, dass die evangelischen Christen damit gewissermaßen wieder in ihre Kirche zurückkehrten. Der erste feierliche Gottesdienst fand am 24. Mai 1953 statt. Am 01.01.1969 wurde Český Brod Sitz der Gemeinde. Nach einem Entwurf der Architekten J. Poličanský und J. Trnka wurde der Innenraum der Kirche neu ausgebaut. Die Orgel und die Glocke stammen aus Kšely. Am 12. Juni 1983 wurde die renovierte Kirche mit einem Festgottesdienst unter freiem Himmel feierlich wiedereröffnet.
Zwischen Český Brod und Kolín liegt das wenig bekannte Dorf Lipany, das heute zur Gemeinde Vitice gehört. Dennoch ist es ein Ort, der die tschechische Geschichte auf tragische Weise verändert hat: Am 30. Mai 1434 kam es hier zum Bruderkrieg zwischen dem hussitischen Heer und dem Heer der Adelsunion, der als Schlacht bei Lipan in die Geschichte eingegangen ist. Die Hussiten wurden geschlagen und in dieser Schlacht fiel auch Andreas Prokop.
Auf dem Schlachtfeld wurde 1881 ein zehn Meter hohes Monument errichtet, zu dem später Erde von italienischen Schlachtfeldern und vom Schlachtfeld bei Sboriw überführt wurde. Heute findet kaum jemand den Weg dorthin. Am 25. Mai 1991 fand dort der „Tag der nationalen Versöhnung“ statt. Auf einer der Gedenktafeln steht: „Wer hier innehält, der bedenke, wohin die Uneinigkeit des Volkes führen kann.“